Wer den Flughafen Zürich von Norden her anfliegt, sieht aus dem Flugzeugfenster meist nach der Rückkehr aus den Ferien das Atomkraftwerk Leibstadt am Rhein im Kanton Aargau. Der markante Kühlturm ist von weither und auch aus der Luft gut sichtbar.
Geplant war die Anlage für 40 Jahre, doch das AKW läuft jetzt aber länger als vorgesehen. Die neue Betriebszeit wurde auf 60 Jahre festgelegt. Mitte Dezember 2024 startet das KKL den Langzeitbetrieb und wird deshalb saniert.
In seinen 40 Jahren hat das Kernkraftwerk viel erlebt: Aufschwung, Kritik, fehlerhafte Brennstäbe, Löcher in der Reaktorhülle.
1984 wurde das KKW Leibstadt in Betrieb genommen und ist somit der jüngste der vier aktiven Kernreaktoren in der Schweiz (Leibstadt, Beznau 1 und 2, Gösgen). Strom wird in Leibstadt mit einem Siedewasserreaktor erzeugt. Das Kraftwerk versorgt rund zwei Millionen Schweizer Haushalte mit Strom. Die Kühlung erfolgt mit dem über 140 Meter hohen Kühlturm.
Bond-Flair im Kommandoraum
Hinter diversen Sicherheitsschleusen laufen im Kommandoraum alle Fäden zusammen. Was vom Aussehen her an alte James-Bond-Filme erinnert, ist der Arbeitsplatz der Operateurinnen und Operateure. Sie steuern den Reaktor und müssen jedes Jahr ihre Lizenz für diese Arbeit erneuern. Im Simulator werden Normalbetrieb und Störungen geübt.
Neben Computerbildschirmen gibt es im Kommandoraum viele analoge Anzeigen, Knöpfe und Messinstrumente. Alt und modern miteinander sei ein Sicherheitsgewinn, sagt Kraftwerksleiter Andre Hunziker: «So laufen zwei redundante Systeme nebeneinander – ein digitales und ein analoges.» Bei einer Fehlfunktion kann die Anlage ohne Computer gesteuert werden.
Sanierung im Gange
Zu tun gibt es beim 40 Jahre alten Atomkraftwerk Leibstadt trotzdem: Die Diesel-Notstromgeneratoren zum Beispiel werden vom Hersteller nur noch wenige Jahre gewartet. Darum muss ein Ersatz her, der durch die Nuklearaufsicht Ensi bewilligt werden muss. Ein Riesenprojekt, betont Kraftwerksleiter Andre Hunziker: «Ein Projekt dieser Grösse und Sicherheitsklasse dauert circa zehn Jahre.»
1.5 Milliarden Franken hat das Kernkraftwerk Leibstadt in den vergangenen 40 Jahren in das Werk investiert. Für den Betrieb der kommenden 20 Jahre soll noch einmal 1 Milliarde Franken dazukommen.
Grundsätzlich könne man alle Teile des AKWs ersetzen oder modernisieren, heisst es in Leibstadt. Es gebe allerdings eine Ausnahme: der Reaktordruckbehälter, der bleibt.