In Thailand geht es diese Woche politisch drunter und drüber: Erst hat das Verfassungsgericht den «alten» Ministerpräsidenten abgesetzt, weil er einen vorbestraften Mann zum Minister ernannt hat. Und nun hat das Parlament bereits eine neue Premierministerin gewählt: die 37-jährige Paetongtarn Shinawatra. Südostasien-Korrespondent Martin Aldrovandi ordnet ein.
Wer ist Paetongtarn Shinawatra?
Sie ist Politikerin und Geschäftsfrau und gehört zum schwerreichen Shinawatra-Clan. Ihr Vater ist der umstrittene Politiker und Ex-Premier Thaksin Shinawatra. Auch ihre Tante Yingluck war schon Premierministerin. Paetongtarn Shinawatra ist also in einem sehr politischen Umfeld gross geworden. Sie hat Erfahrung im Wahlkampf gesammelt, aber bisher sonst keine politischen Ämter bekleidet.
Shinawatra ist als Politikerin unerfahren, warum ist die Wahl auf sie gefallen?
Eigentlich hat man bis kurz vor der Wahl noch mit anderen Kandidaten gerechnet. Im Gespräch waren zum Beispiel der frühere Gesundheitsminister und Vizepremier Anutin Charnvirakul sowie der frühere Justizminister Chaikasem Nitisiri. Bei ihm waren aber wohl das fortgeschrittene Alter und die Gesundheitsbeschwerden ein Problem. Dass die jetzt gewählte Ministerpräsidentin zum Shinawatra-Clan gehört, ist sicher ein gewichtiges Argument gewesen. Ihr Vater Thaksin ist der politische Übervater der Partei Pheu Thai. Dessen Clan kehrt jetzt sozusagen auch offiziell an die Macht zurück.
Was bedeutet es für Thailand, dass der Shinawatra-Clan an die Macht zurückkehrt?
Nicht unbedingt Stabilität. Der Vater Thaksin und die Tante Yingluck sind ins Ausland geflohen, um drohenden Haftstrafen zu entgehen. Thaksin ist seit letztem Jahr wieder zurück und gilt auch als der politische Strippenzieher im Land. Tochter Paetongtarn hat aber einige Herausforderungen zu bewältigen.
Bringt Paetongtarn Shinawatra nun Ruhe ins politische Thailand?
Paetongtarn muss neben der ländlichen Bevölkerung vor allem auch die städtische Mittelschicht und enttäuschte junge Wählerinnen und Wähler überzeugen können. Dazu kommen starke konservative Kräfte im Land – diese wiederum werden alles daransetzen, die Macht der neuen Premierministerin zu beschränken. Auch nach der heutigen Wahl: Thailands politische Situation bleibt kompliziert und unberechenbar.