- Nordkorea hat nach Angaben seiner Nachbarn Südkorea und Japan am Samstagmorgen (Ortszeit) erneut mindestens eine mutmassliche ballistische Rakete abgefeuert.
- Gemäss den südkoreanischen Streitkräften ist die Rakete nahe der Hauptstadt Pjöngjang in Richtung Osten abgefeuert worden, ihr Flug endete nach rund 270 Kilometern mit einem Absturz ins Meer.
- Südkorea und Japan kritisieren den Raketentest und werfen Nordkorea vor, dadurch ihre Sicherheit zu bedrohen.
Es könnte ein ähnlicher Flugkörper gewesen sein, wie ihn Nordkorea schon eine Woche zuvor abgeschossen habe, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap einen Militärvertreter. Damals vermuteten Experten, dass es sich um eine Mittelstreckenrakete mittlerer Reichweite handelte. Deren Aktionsradius würde damit unterhalb von Mittelstreckenraketen grösserer Reichweiten von 2400 bis 5550 Kilometer liegen.
Nordkorea hatte am vergangenen Sonntag nach vierwöchiger Pause seine Raketentests wieder aufgenommen. Einen Tag später hatte es von einem wichtigen Test für die Entwicklung eines Erdbeobachtungssatelliten gesprochen. Es sollten demnach Kameras für einen neuen Aufklärungssatelliten überprüft werden.
UNO-Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung ballistischer Raketen, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf tragen können. Solche Raketen sind in der Regel Boden-Boden-Raketen.
Vier Tage vor der Präsidentenwahl in Südkorea
Der neue Raketenstart durch die selbst erklärte Atommacht Nordkorea erfolgte nur vier Tage vor der Präsidentenwahl in Südkorea. Die Regierung in Seoul hatte dem isolierten Nachbarland nach einer Reihe von Raketentests im Januar vorgeworfen, neue Spannungen auf der koreanischen Halbinsel schüren zu wollen.
Südkorea befürchtet, Nordkorea könnte bald auch wieder eine Interkontinentalrakete testen, die potenziell die USA erreichten könnte. Das Land entwickelt ballistische Raketen unterschiedlicher Reichweiten, die einen Atomsprengkopf tragen können.
Zudem überschattete der jetzige Test den Auftakt der diesjährigen Plenarsitzung des chinesischen Volkskongresses in Peking. Dass Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un ausgerechnet den Beginn der Sitzung in Peking für seine neue militärische Provokation ausgesucht hat, dürfte beim grossen Nachbarn China für Irritationen sorgen.
Gespräche mit den USA stocken seit Jahren
Experten spekulieren seit Längerem, Nordkorea könnte auch den eskalierenden Ukraine-Konflikt ausnutzen, um mehr Druck auf die USA auszuüben, damit diese konkrete Vorschläge für neue Verhandlungen vorlegen. Die Gespräche der US-Regierung mit Pjöngjang über sein Atomwaffenprogramm kommen schon seit drei Jahren nicht mehr voran. Nordkorea unterstellt Washington eine feindselige Politik.