Wenn die Britinnen und Briten heute Morgen aufstehen, starten sie in eine ziemlich düstere Weihnachtswoche. Sie werden von ihren Verwandten im eigenen Land abgeschnitten und vom europäischen Festland.
Vor knapp 24 Stunden verkündete der britische Gesundheitsminister Matt Hancock das Land stehe vor einer neuen Herausforderung – nämlich einem Kontrollverlust: «Die neue Variante des Covid-Virus ist ausser Kontrolle geraten und wir müssen alles tun, um die Verbreitung möglichst rasch unter Kontrolle zu bringen.»
Abgeschnitten vom Festland
Nach dieser Hiobsbotschaft ging es Schlag auf Schlag. Bereits drei Stunden später gaben die Niederlande bekannt, den Flugverkehr nach London einzustellen, um so die Verbreitung der neuen, hochansteckenden Variante des Virus möglichst zu beschränken. Im Verlauf des Sonntags folgten Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien Österreich, Irland und Bulgarien.
Auch die Schweiz schloss sich dieser Massnahme an und suspendierte ihre Flugverbindungen von und nach Grossbritannien.
Doch nicht nur der Luftweg in zahlreiche Staaten ist unterbrochen: Am Sonntagabend fuhr der letzte Eurostar-Zug durch den Eurotunnel, der die Insel unter dem Ärmelkanal hindurch mit Frankreich verbindet. Der Hafen in Dover ist geschlossen, wie die Betreiber mitteilten. Die Sperre, die Frankreich ab Sonntag um Mitternacht während 48 Stunden verhängte betrifft auch Transportlastwagen.
Grossbritannien ist nun praktisch vom gesamten europäischen Festland isoliert.
Geplatzte «Weihnachts-Blasen»
Auch der britische Binnenverkehr wird eingeschränkt. Die Angriffsstrategie des Virus erfordere eine neue Verteidigungslinie, erklärte Premierminister Boris Johnson, der in dieser Krise längst nicht mehr der Kapitän, sondern ein Passagier ist. Johnson verhängte in London und weiten Teilen Südost-Englands einen rigorosen Lockdown mit Ausgangssperren.
Die jüngsten Restriktionen bedeuten, dass die Weihnachtsfestivitäten in sogenannten «Christmas Bubbles» aus drei Familien für Millionen von Britinnen und Briten definitiv geplatzt sind.
Premierminister Boris Johnson hat für heute Montag ein Krisentreffen seiner Regierung ein. Es müsse sichergestellt werden, dass Güter – etwa Lebensmittel und Medikamente – Grossbritannien erreichen könnten, teilte er mit.