SRF: Welche Methoden soll die CIA konkret angewandt haben?
Guido Berger: Eine Methode beschreibt, wie die CIA Betriebssysteme von Smartphones angreifen kann – also IOS und Android – um dann zum Beispiel an einem Chatverlauf mitzuschreiben. Eine andere Methode beschreibt, wie die CIA einen Smart-TV zu einer Abhörstation im Wohnzimmer umwandelt.
Wie überraschend sind diese Enthüllungen?
Im Moment sind alle damit beschäftigt, diese 8000 Dokumente durchzusehen. Eine richtige Bombe ist aus meiner Sicht noch nicht geplatzt. Man konnte davon ausgehen, dass die Geheimdienste und Gruppierungen des organisierten Verbrechens diese Fähigkeiten haben.
Wenn ein Geheimdienst beschliesst, mich abzuhören, dann wird er das schaffen.
Es scheint eine Art CIA-interne Tipp- und Trick-Austauschplattform zu sein, die jetzt geleakt wurde. Das ist nicht überraschend, aber es ist schädlich, weil jetzt natürlich auch Kriminelle Zugang zu den CIA-Abhörmethoden haben. Sie sagen sich: Welche Fähigkeiten haben wir noch nicht und können wir vielleicht übernehmen. Oder umgekehrt, wie können wir uns vor solchen Fähigkeiten schützen.
Es klingt für mich als Privatperson bedrohlich, dass ein Geheimdienst in unserem Wohnzimmer mithört. Kann ich meine Privatsphäre überhaupt schützen?
Da gibt es nur eine ehrliche Antwort: Nein. Wenn ein Geheimdienst beschliesst, mich abzuhören, dann wird er das schaffen. Egal was ich mache, weil einfach die Fähigkeiten und die Ressourcen völlig im Ungleichgewicht sind.
Das war schon immer so. Neu ist, dass womöglich jemand innerhalb des Geheimdienstes diese Daten zur Verfügung gestellt hat. Das zeigt diese schwierige politische Diskussion exemplarisch: Was darf ein Geheimdienst tun? Welche Schranken soll man einem Geheimdienst setzen? Welche Ressourcen soll ein Geheimdienst haben? Und wie kontrolliert man, ob der Geheimdienst das tut, was er soll.
Das Gespräch führte Claudia Weber.
Die Vorgeschichte
- Die Enthüllungsplattform Wikileaks beschuldigt den US-Geheimdienst CIA, über ein massives Hacking-Arsenal zu verfügen.
- Wikileaks veröffentlichte am Dienstag mehr als 8000 Dokumente, die von der CIA stammen und neue Methoden der Online-Kriegsführung enthüllen sollen.
- In den Dokumenten werden Schwachstellen von Smartphones, Computern und Elektronikgeräten beschrieben sowie Hacker-Werkzeuge vorgestellt.
- Die CIA kommentierte den Vorgang nicht.