Das Bundesamt für Gesundheit blickt beunruhigt auf die epidemiologische Lage in Serbien. Mindestens sieben Einreisende sind laut BAG positiv auf das Virus getestet worden.
Lange sah es so aus, als hätten die Länder des Westbalkans das neue Coronavirus gut im Griff. Sehr schnell verordneten die Regierungen im März sehr strikte Massnahmen gegen die Ausbreitung der Pandemie. Die Fallzahlen waren zu diesem Zeitpunkt in der Region allerdings noch deutlich tiefer als beispielsweise in Westeuropa.
Wie im restlichen Europa wurden auch auf dem Balkan in den vergangenen Wochen gelockert – und die Infektionszahlen steigen. Allerdings: Nimmt man den vergangenen Sonntag als Stichtag zeigt sich, das die bestätigten Fälle aus den Westbalkanländern zusammengerechnet mit rund 33'000 nur leicht über dem Niveau der Schweiz liegen.
Serbien lockerte nach einem sehr strikten Lockdown die Massnahmen zur Pandemiebekämpfung weitgehend. Auch Sportanlässe mit mehreren tausend Zuschauern wurden toleriert. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen blieb im Mai und Juni relativ konstant unter 100. Das regionale Onlineportal Balkan Insight geht jedoch davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen deutlich höher lagen. Für die Aufhebung des Ausnahmezustandes dürften weniger die tiefen Fallzahlen, sondern eher die Tatsache ausschlaggebend gewesen sein, dass Präsident Vucic im Juni Parlamentswahlen durchführen wollte. Inzwischen steigen auch die offiziellen Zahlen wieder. Allein am Wochenende wurden rund 500 neue Fälle vermeldet.
Auch in Kosovo wurden zunächst restriktive Ausgangsbeschränkungen verhängt. Die Fallzahlen blieben lange Zeit sehr tief. Seit Mitte Mai wurden die Beschränkungen schrittweise aufgehoben. Seit Mitte Juni steigt die Zahl der bestätigten Fälle stark an, sie hat sich in zwei Wochen beinahe verdoppelt – auf rund 2700.
In Kroatien steigen die Fälle ebenfalls wieder. Von Mai bis Mitte Juni gab es laut offiziellen Angaben kaum neue Fälle. Innerhalb der vergangenen Woche verzeichnete das Land aber rund 400 Neuinfektionen. Der EU-Staat dürfte in den kommenden Monaten kaum wieder sehr strikte Massnahmen einführen, zu stark hängt die Wirtschaft des Landes vom Sommertourismus ab.
Auch Montenegro ist ein beliebtes Touristenziel an der Adria. Im Juni, pünktlich zum Beginn der Sommersaison, erklärte sich das Land für «coronafrei». Doch seit Mitte Monat steigen die Fallzahlen wieder zu. Seit dem 16. Juni sind fast 200 neue Fälle bestätigt worden.
In Albanien verordnete Ministerpräsident Rama eines der striktesten Massnahmen-Regimes Europas und liess gar die Armee durch die Strassen patrouillieren. Bis Ende Mai meldet Albanien rund 1100 Fälle. Inzwischen wurden die Massnahmen gelockert und Zahl der Neuinfektionen ist stark gestiegen. Bis Sonntag meldeten die Behörden 2402 Fälle.
Noch ausgeprägter zeigt sich diese Entwicklung in Nordmazedonien. Lag die Zahl der vermeldeten Fälle am 1. Juni noch bei 2315, waren es am Montag schon 6209. Während Wochen galt zuvor im Land eine sehr strenge Ausgangssperre, während der die Fallzahlen tief blieben.
In Bosnien-Herzegowina ging die Zahl der täglichen Neuinfektionen von Anfang Mai bis Anfang Juni merklich zurück. Doch seit Anfang Monat nehmen auch hier die Fälle wieder – um rund 1800 auf 4300 bestätigte Fälle.
In Slowenien sind die täglichen Fallzahlen im Vergleich zu März und April, als sie teilweise über 50 lagen, noch immer recht tief. Doch auch im nördlichsten Staat des Westbalkans sind sie in der vergangenen Woche wieder leicht gestiegen.