Zum Inhalt springen

Neuer Hotspot Niederlande? «Mexikaner liefern das Wissen für Crystal Meth»

Die gegenüber Drogen liberalen Niederlande drohen zum Hotspot einer weiteren Substanz zu werden: Mexikanische Kartelle versuchen, Labore für Crystal Meth zu etablieren – eine Droge die sehr stark und schnell süchtig macht. Die Behörden würden dieser Entwicklung nicht tatenlos zuschauen, berichtet SRF-Korrespondentin Elsbeth Gugger.

Elsbeth Gugger

Niederlande-Korrespondentin, SRF

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Die Journalistin arbeitet seit 1992 als Korrespondentin aus den Niederlanden für SRF und «NZZ am Sonntag». Vorher war sie bei der Schweizerischen Depeschenagentur tätig.

SRF News: Wie gross ist das Problem Crystal Meth in den Niederlanden schon geworden?

Elsbeth Gugger: Im gesamten Jahr 2019 hat die niederländische Polizei neun Crystal-Meth-Labors ausgehoben, im laufenden Jahr bereits deren sieben. Ob dieser Entwicklung macht man sich bei der niederländischen Polizei jetzt grosse Sorgen.

Laut der Polizei drängen mexikanische Kartelle mit Crystal Meth in die Niederlande. Wie kommt sie zu diesem Schluss?

Bei den Razzien in den Niederlanden sind unter anderem mehrere Mexikaner festgenommen worden. Auch ist bekannt, dass die mexikanischen Drogenkartelle Weltmeister sind in der Produktion von Crystal Meth.

Mexikanische Drogenkartelle wollen in Europa Fuss fassen.

Offenbar kaufen die niederländischen Drogenproduzenten dieses Know-how jetzt ein. Laut Polizei kann jemand, der Ecstasy (MDMA) herstellen kann – und darin sind die holländischen Drogenproduzenten sehr gut – grundsätzlich auch Crystal Meth herstellen. Das spezielle Wissen dazu liefern jetzt offenbar die Mexikaner. Die niederländische Polizei vermutet auch, dass die mexikanischen Drogenkartelle auf diese Weise in Europa Fuss fassen wollen. Dabei dürfte auch eine Rolle spielen, dass die Strafen für Drogenvergehen in den Niederlanden vergleichsweise mild sind.

Warum schwenken die niederländischen Drogenlabore jetzt von MDMA auf Crystal Meth um?

Mit Crystal Meth lässt sich auf den ausländischen Drogenmärkten zehnmal mehr Geld verdienen, als mit MDMA. Deshalb ist die Versuchung für die niederländischen Ecstasy-Hersteller gross, hier einzusteigen. Schliesslich verfügen sie bereits über die Laboreinrichtungen, die Grundstoffe sowie über ein Verteilnetz für ihre Drogen. Da braucht es für ein Umschwenken auf Crystal Meth kaum neue Investitionen. Sobald sie das Herstellungsrezept der Mexikaner haben, können sie mit der Produktion loslegen.

Die niederländischen Labors produzieren vor allem für Abnehmer in Osteuropa.

Crystal Meth macht extrem süchtig, mit schweren gesundheitlichen Folgen. Gibt es in den Niederlanden auch mehr Konsumenten der Droge?

Dafür gibt es bislang keine Anzeichen. Bisher fristet Crystal Meth in den Niederlanden ein Nischendasein. Allerdings beobachten die Behörden die Entwicklung sehr aufmerksam, um umgehend Alarm zu schlagen, falls der Konsum zunehmen würde. Die Polizei geht davon aus, dass vor allem für den Export nach Osteuropa produziert wird. Tschechien und die Slowakei sind dort die Crystal-Meth-Hotspots.

Wie stoppt die Polizei die Entwicklung in den Niederlanden?

Durch Überwachung, Razzien und Verhaftungen. Gleichzeitig dürfte die internationale Zusammenarbeit, etwa mit Osteuropa und Mexiko, intensiviert werden. Man will hier jene herzzerreissenden Bilder von Extremsüchtigen verhindern, die man aus den USA kennt.

Das Gespräch führte Manuel Rothmund.

SRF 4 News aktuell vom 26.5.2020, 08.45 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel