Zum Inhalt springen
Audio
Argentinien führt Fristenlösung ein
Aus SRF 4 News aktuell vom 30.12.2020. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 19 Sekunden.

Neues Abtreibungsgesetz Argentinien legalisiert Schwangerschaftsabbruch

  • Argentinien hat als eines der ersten lateinamerikanischen Länder den Schwangerschaftsabbruch legalisiert.
  • Nach einer langen Debatte stimmte auch die zweite Parlamentskammer – der Senat – der Fristenlösung bis zur 14. Schwangerschaftswoche zu.
  • Begleitet wurde die historische Debatte mit Demonstrationen dafür und dagegen vor dem Parlamentsgebäude.

Es ist ein Sieg für die Frauenbewegung im katholischen Argentinien, die seit Jahrzehnten für dieses Recht kämpft. Nach der Mehrheitsentscheidung vom Mittwoch ist die Abtreibung bis zur 14. Schwangerschaftswoche möglich, nach Ablauf dieser Frist auch in Fällen von Vergewaltigung oder Gefahr für das Leben der Mutter. Es gilt auch für die Minderjährigen bis zu 13 Jahren.

Die Abstimmung wurde nach einer 12-stündigen Marathonsitzung mit 38 Ja-Stimmen zu 29 Nein-Stimmen und einer Enthaltung angenommen. Es wurde bereits von der argentinischen Abgeordnetenkammer genehmigt und hat die Unterstützung von Präsident Alberto Fernández.

Damit wird Argentinien zum grössten lateinamerikanischen Land, das die Abtreibung legalisiert hat. Mit Ausnahme von Uruguay, Kuba, Mexiko-Stadt, dem mexikanischen Bundesstaat Oaxaca, den Antillen und Französisch-Guayana bleibt Abtreibung in der gesamten Region weitgehend illegal.

Video
Die Befürworter jubeln
Aus News-Clip vom 30.12.2020.
abspielen. Laufzeit 39 Sekunden.

Bisherige Regelung wird offenbar nicht eingehalten

Bis jetzt stand die Abtreibung unter Strafe. Ausnahmen gab es in Fällen, in denen es um Vergewaltigung oder ein Risiko für die Gesundheit der Mutter ging. Aktivisten beklagten jedoch, dass selbst diese Ausnahmen in einigen Provinzen nicht respektiert werden.

Nur wenige Stunden vor der Senatssitzung meldete sich der Papst zu Wort und twitterte: «Der Sohn Gottes wurde als Ausgestossener geboren, um uns zu sagen, dass jeder Ausgestossene ein Kind Gottes ist. Er kam in die Welt, wie jedes Kind in die Welt kommt, schwach und verletzlich, sodass wir lernen können, unsere Schwächen mit zärtlicher Liebe anzunehmen.»

Ein früheres Abtreibungsgesetz war 2018 noch vom Parlament abgelehnt worden. Obwohl die neue Regelung von der Mitte-Links-Regierung unterstützt wurde, galt der Ausgang der jüngsten Abstimmung jedoch als ungewiss. Das lag zum Teil daran, dass die politischen Parteien, einschliesslich der regierenden peronistischen Bewegung, ihren Abgeordneten Stimmfreigabe gewährten. Zwei der 72 Senatoren waren abwesend, und 43 der verbleibenden 70 Senatoren waren Männer.

Die Marathonsitzung im Senat wurde von Demonstrationen von Abtreibungsbefürwortern und -gegnern begleitet.

Signalwirkung möglich

Das Ergebnis in Argentinien werde in allen Ländern Südamerikas sicher sehr genau beobachtet, sagt Lateinamerika-Korrespondent Ulrich Achermann. Dazu gehöre auch Brasilien, wo allerdings eine weit rechtsstehende Regierung am Ruder ist, die unter dem Einfluss von sehr vielen und konservativen evangelikalen Freikirchen steht. Dort werde es wahrscheinlich nicht klappen.

SRF 4 News; 9:00 Uhr, 30.12.2020 ; 

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel