- Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat ein Video veröffentlicht, das ihren Anführer Abu Bakr al-Bagdadi zeigen soll – zum ersten Mal seit fünf Jahren.
- Laut Nachrichtenagenturen bezieht sich die Person im Video auf Kämpfe im März im Osten Syriens. Auch die Bombenanschläge in Sri Lanka am Ostersonntag würden erwähnt.
- Es hat in der Vergangenheit wiederholt Meldungen gegeben, der IS-Anführer sei bei Angriffen getötet oder verletzt worden. Dafür gab es aber nie Belege.
In der Aufnahme droht Al-Bagdadi dem Westen und seinen Verbündeten damit, der IS werde seinen Kampf gegen die «Ungläubigen» fortsetzen. Die Terrorangriffe von Sri Lanka mit mehr als 250 Toten bezeichnete er als Vergeltung für die Zerstörung des vom IS ausgerufenen Kalifats in Syrien und im Irak: «Das ist Teil der Rache, die die Kreuzfahrer erwartet.»
Zunächst war unklar, wann genau und wo das Video aufgezeichnet wurde. Al-Bagdadi erwähnt aber aktuelle Ereignisse der vergangenen Wochen. Anhänger des IS verbreiteten es am Abend über die üblichen Kanäle der Dschihadisten im Internet. In dem Teil über Sri Lanka ist nur Al-Bagdadis Stimme zu hören, er selbst aber nicht zu sehen. Das könnte dafür sprechen, dass dieser erst nach der eigentlichen Videoaufnahme hinzugefügt wurde.
Der «unsichtbare Scheich»
Weil es von Al-Bagdadi so wenig Aufnahmen und Lebenszeichen gibt, wurde er immer wieder der «unsichtbare Scheich» genannt. Er war zuletzt und zum bisher einzigen Mal im Juli 2014 in einer Videoaufnahme zu sehen gewesen. Sie zeigte ihn bei einer Freitagspredigt in einer Moschee der nordirakischen Stadt Mossul, die kurz zuvor von den Extremisten überrannt worden war. Damals hatte der IS gerade das Kalifat ausgerufen und Al-Bagdadi zu dessen Oberhaupt erklärt.
Mittlerweile hat der IS sein gesamtes früheres Herrschaftsgebiet in Syrien und im Irak wieder verloren. In diesem Frühjahr nahmen Truppen der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) unter kurdischer Führung nach wochenlangen Kämpfen die letzte IS-Hochburg Baghus im Osten Syriens ein. Die von den USA angeführte internationale Anti-IS-Koalition unterstützte die Offensive aus der Luft.