Seit mehr als drei Jahrzehnten erheben die Vereinten Nationen regelmässig, wie sich die Menschheit entwickelt. Es geht dabei nicht nur um den Lebensstandard, also um das Pro-Kopf-Einkommen, sondern auch um Bereiche wie das Gesundheitswesen, das Bildungswesen oder die Gleichberechtigung der Geschlechter.
Bisher war, weltweit betrachtet, die Entwicklung positiv. Es gab Jahr für Jahr Fortschritte, wenngleich oft nur kleine. Doch nun stellt die UNO einen markanten Knick fest. Ihr Generalsekretär Antonio Guterres spricht von einer Welt, die geprägt sei von geopolitischen Spannungen, Konflikten und Instabilität.
Pandemie, Krieg, Klima
Die Corona-Pandemie hatte selbst in wohlhabenden Ländern gravierende negative Folgen. Die Kollateralschäden des Ukraine-Kriegs wie steigende Lebensmittel- und Energiepreise sowie die Folgen des Klimawandels und der Überschuldung setzen vor allem Dritt-Welt-Staaten gewaltig zu, so UNO-Generalsekretär Guterres.
Die Fortschritte der vergangenen Jahre werden auf einmal zunichtegemacht. Die ehrgeizigen UNO-Nachhaltigkeitsziele, die im Jahre 2030 erreicht sein sollten, scheinen zunehmend illusorisch. Derzeit nähert sich die Welt ihnen nicht länger an, vielmehr bewegt sie sich im Krebsgang. Das gilt besonders für Lateinamerika, die Karibikregion, Afrika und Südasien, zum Teil aber auch für Osteuropa.
Die Welt in der Abwärtsspirale
Die UNO spricht von einer kollektiven Lähmung. Die Welt stolpere von Krise zu Krise und reagiere darauf bloss noch mit Feuerwehrübungen, beispielsweise mit Subventionen zur Treibstoffverbilligung. Es fehlten langfristige Ansätze. Man sei unfähig, die grundsätzlichen Probleme, etwa die Klimaerwärmung, entschlossen anzugehen.
Sowohl Regierungen als auch die Bevölkerung seien verunsichert. Das führe vielerorts zu einer politischen Polarisierung und verleihe populistischen und extremen Kräften Auftrieb. Was wiederum eine positive Trendwende erst recht erschwere, das sei ein Teufelskreis. Die Folge: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte geraten in immer mehr Ländern unter Druck – eine düstere Analyse.