Worum ging es? Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) hatte sich drei Tage lang in Los Angeles zu ihrem 9. Gipfel getroffen. US-Präsident Joe Biden wollte beim Treffen den Beziehungen zwischen Nord-, Mittel- und Südamerika sowie der Karibik einen neuen Impuls geben. Dies auch angesichts der wachsenden Präsenz Chinas in der Region. Zum Abschluss des Treffens wollen die USA eine gemeinsame Erklärung zur Migration vorlegen. Dabei soll die illegale Migration in die USA gebremst werden, indem die Lebensbedingungen in den Herkunftsländern verbessert werden.
Was waren die wichtigsten Beschlüsse? Zum Abschluss schafften es die 20 Länder dann trotz einiger Eklats, eine gemeinsame Erklärung zur Migration zu verabschieden. «Die durch die Pandemie ausgelöste Wirtschaftskrise und die politischen Unruhen in autoritären Ländern haben zu Rekordzahlen bei der Migration geführt», sagte US-Präsident Joe Biden. «Keine Nation sollte diese Verantwortung allein tragen».
Angesichts der grossen Migrationsbewegungen zwischen Süd-, Mittel- und Nordamerika sowie der Karibik wollen die Staaten künftig enger zusammenarbeiten. Ziel der gemeinsamen Erklärung ist es, die Lebensbedingungen in den Herkunftsländern zu verbessern, legale Arbeitsmigration zu erleichtern und den Kampf gegen Schlepperbanden zu verstärken.
Warum kam es zu einem diplomatischen Konflikt? Bereits vor Beginn des Gipfels kam es zum Streit, weil die US-Regierung die Präsidenten von Kuba, Venezuela und Nicaragua nicht zum Treffen eingeladen hatte. Daraufhin sagten mehrere linke Regierungschefs wie Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador, Boliviens Staatschef Luis Arce und die honduranische Präsidentin Xiomara Castro ihre Teilnahme ab. Auch die Staats- und Regierungschefs aus El Salvador, Guatemala, Uruguay und zwei kleinen Karibikstaaten blieben dem Gipfeltreffen fern.
Wie reagierten die anderen Gipfel-Teilnehmer? Argentiniens Präsident Alberto Fernández machte sich zum Sprecher der ausgeladenen Staaten und kritisierte die US-Regierung: «Wir hätten uns einen anderen Amerika-Gipfel gewünscht: Das Schweigen der Abwesenden klagt uns an.» Auch der Premierminister von Belize, John Briceño, rügte die USA. «Es ist unentschuldbar, dass einige Länder des amerikanischen Kontinents nicht anwesend sind. Die Geografie, nicht die Politik, definiert Amerika.»
Was bedeuteten die Absagen? Die USA wollen die illegale Migration bremsen und dafür die lateinamerikanischen Länder in die Pflicht nehmen. Der Gipfel-Boykott der Präsidenten von Mexiko, Guatemala, Honduras und Salvador könnte diesen Migrationsplan aber massiv schwächen. Denn ausgerechnet aus diesen Ländern kommen die Menschen, die wegen Gewalt und Armut ihre Heimat verlassen und auf ein besseres Leben in den USA hoffen.
Was können die USA noch anbieten? US-Vizepräsidentin Kamala Harris kündigte Investitionen privater Unternehmen in Mittelamerika in Höhe von 1.9 Milliarden Dollar an. Zur Stärkung des Gesundheitssektors nach der Corona-Pandemie sollen in Lateinamerika und der Karibik zudem 500’000 Ärzte und Pflegefachpersonal ausgebildet werden. Über eine «Partnerschaft für wirtschaftlichen Wohlstand» wollen die USA die Lieferketten in der Region stärken, Investitionen vereinfachen und Stellen im Bereich der erneuerbaren Energien schaffen.