Zumindest einer der Ökonomen ist über die Fachwelt hinaus bekannt: Ben Bernanke war von 2006 bis Anfang 2014 Chef der US-Notenbank Fed, also auch während der Finanzkrise. Ausgezeichnet mit dem Nobelpreis wird er für Forschungsarbeiten, die er vor dieser Zeit gemacht hat und auf die er sein Krisenmanagement aufbauen konnte.
Wie hängen Banken und Wirtschaftskrisen zusammen? Welche Dynamiken entstehen vor und während einer Krise? Welche Faktoren sind entscheidend, damit es nicht zum Kollaps kommt? Zu diesen Fragen haben die drei US-Ökonomen geforscht, nicht gleichzeitig, nicht alle drei zusammen. Aber ihre Arbeiten zu diesem Themenkomplex waren relevant für die Finanzkrise.
Ben Bernanke, der prominenteste der drei Nobelpreisträger, zeigte bereits in Forschungen in den 1980-Jahren, dass sogenannte «Bank runs» eine Krise antreiben. Also wenn Sparerinnen und Sparer plötzlich panikartig all ihr Geld von einer Bank abheben, weil sie einen Konkurs der Bank befürchten, führt das erst recht zu massiven Problemen.
Neue Sichtweise zu Ursachen
Das sei zum damaligen Zeitpunkt eine völlig andere Sichtweise gewesen, das Gegenteil der damals vorherrschend Annahme, begründete der schwedische Ökonom John Hassler vom Nobelpreis-Komitee die Wahl der Preisträger. Vor Bernankes Arbeiten sei man davon ausgegangen, dass ein Bankenkollaps die Folge einer Krise sei, nicht die Ursache, sagt Hassler.
Wie wichtig die Erkenntnisse aller drei Ökonomen in der Praxis sind und waren, zeigte sich in der Finanzkrise 2008, nach dem Konkurs der Bank Lehmann Brothers.
Gerade dank den Forschungen von Bernanke, Diamond und Dybvig hätten die Notenbanken weltweit besser auf die Dominoeffekte reagieren können, erklärt die Ökonomin Karen Horn: «Dieses sehr beherzte Agieren der Zentralbanken wäre nicht erfolgt, wenn die damalige Forschung nicht die intellektuellen Mittel geliefert hätte.»
Dieses sehr beherzte Agieren der Zentralbanken wäre nicht erfolgt, wenn die damalige Forschung nicht die intellektuellen Mittel geliefert hätte.
Das bestätigt auch Banken-Experte Andreas Dietrich von der Hochschule Luzern. Der grosse Verdienst der ausgezeichneten Ökonomen sei, dass sie konkrete Massnahmen herausgearbeitet hätten, um eine Krise abzufedern: «Ein ganz wichtiger Faktor war die Einlagensicherung. Hier habe sie aufgezeigt, wie wichtig es ist, das Vertrauen in ein Finanzsystem aufrechterhalten zu können.»
Trennung von Geschäftsfeldern
In zahlreichen Ländern wurde darum die Einlagensicherung verstärkt. Banken mussten ihre Risiko-Polster ausbauen. Zudem sei aus den Reihen der Nobelpreisträger der Vorschlag entstanden, dass Banken ihre Geschäftsfelder trennen sollten: Also eine Risiko-Minimierung, wenn die klassischen Hausbankgeschäfte und das risikoreichere Investment-Banking getrennt geführt werden.
Das Themenfeld bleibt aktuell, auch nach der Finanzkrise. Gerade darum hätten die Forscher den Nobelpreis erhalten, sagt Karen Horn: «Für das Nobelpreiskomitee ist es immer wichtig, dass bahnbrechende Forschung neue Forschung getriggert hat. Das ist tatsächlich der Fall. Was wir heute über Bank- und Finanzkrisen wissen und wie man gegensteuern kann, geht darauf zurück.» Überraschend komme die Vergabe an die Forschung in diesem Komplex zwar nicht, aber verdient sei sie.