Eine wichtige Karte im Poker um das geplante Gipfeltreffen zwischen Kim Jong-un und Donald Trump ist die Schliessung des Testgeländes von Nordkorea – vor den Augen der internationalen Medien.
Sechs Atomtests hat Nordkorea im Testgebiet Punggye-ri unter dem Berg Mantap durchgeführt, die Regierung hat vergangenen Herbst laut eigenen Angaben sogar eine Wasserstoffbombe getestet.
Nun soll das Testgebiet im Nordosten des Landes geschlossen werden: Das nordkoreanische Aussenministerium verspricht, dass die Tunnel im Testgebiet zum Einsturz gebracht und Forschungseinrichtungen entfernt würden.
Nordkorea-Experte Nam Song-wook ist skeptisch. Er forscht und lehrt an der Korea-Universität in Seoul. Nam sagt, die Schliessung des Testgebiets würde nicht viel verändern, denn Nordkorea sei ein Land mit vielen Bergen: «Sogar, wenn in Punggye-ri in Zukunft keine Tests mehr durchgeführt werden könnten, gibt es viele andere Gebiete, auf die Nordkorea in Zukunft ausweichen könnte.»
Braucht Nordkorea gar keine Atomtests mehr?
Vorausgesetzt Nordkorea ist überhaupt noch an solchen Tests interessiert. Denn: «Nach sechs Atomtests braucht ein Land eigentlich kein Testgebiet mehr», sagt Nam. Denn die Atomtests seien sehr teuer, und die Nordkoreaner hätten mit den bisherigen Tests bereits sehr viele Daten gesammelt: «Möglich wären deshalb auch Computersimulationen mit denen Atombombenexplosionen getestet werden können.»
Und: Vergangenen Monat kamen chinesische Geologen zum Schluss, dass das Atomtestgelände teilweise eingestürzt und deshalb sowieso unbrauchbar sei. Kim Jong-un hält dagegen, dass zwei der Tunnel im Testgelände nach wie vor intakt seien.
Symbol für ernsthafte Verhandlungsbereitschaft?
Die Schliessung des Testgebiets sei natürlich eine Show, sagt Nordkorea-Experte Steve Chung von der Chinese University in Hongkong. Aber: «Es ist ein wichtiger erster Schritt, dass Nordkorea etwas unternimmt». Mit Hilfe der internationalen Medien, die über die Sprengung berichten, zeige Nordkorea Washington, dass es ihm ernst sei.
Dazu lud Nordkorea handverlesene Journalisten aus den USA, China, Grossbritannien und Russland ein. Seit heute ist bekannt, dass auch südkoreanische Journalisten dabei sein dürfen.
Doch internationale Experten und Inspektoren sind von der Zeremonie ausgeschlossen. Eine unabhängige Kontrolle darüber, was Nordkorea genau zerstören wird, ist nicht gewährleistet.
Schon einmal spielten die Kims auf Zeit
Kommt hinzu: Vor rund zehn Jahren gab es bereits eine ähnliche Aktion. Damals sprengte Nordkorea öffentlichkeitswirksam einen Kühlturm des Atomreaktors in Yongbyon. Daraufhin wurden die Sanktionen gegen Nordkorea gelockert. Sein Atomprogramm gab Nordkorea damals trotzdem nicht auf.
So geht es auch bei der angekündigten Schliessung von Punggye-ri bis jetzt vor allem um Symbolik. Sein Atomwaffenprogramm, die Interkontinentalraketen wird Kim Jong-un nicht so schnell aufgeben.