Zum Inhalt springen

Nordmazedonien 59 Tote nach Feuer in Nachtklub – Haftbefehl gegen vier Personen

  • Bei einem Brand in einer Diskothek in Nordmazedonien sind nach amtlichen Angaben 59 Menschen ums Leben gekommen. 155 weitere wurden verletzt.
  • Das sagte der nordmazedonische Innenminister Pance Toskovski bei einer Pressekonferenz vor der Polizeiwache in der Kleinstadt Kocani, in der sich die Tragödie ereignet hatte.
  • Gegen vier Personen sei ein Haftbefehl erlassen worden.

Nach den Worten des Ministers brach das Feuer um etwa 2.30 Uhr in der Nacht zum Sonntag aus, als die im Land beliebte Band DNK in der Diskothek «Puls» ein Konzert gab. Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen löste eine für Lichteffekte eingesetzte Funkenmaschine den Brand aus.

Verfallenes Gebäude mit zerstörtem Dach vor modernen Gebäuden.
Legende: Videos in den sozialen Medien zeigen junge Leute, die durch den Rauch rennen, während die Musiker die Menschen auffordern, so schnell wie möglich zu fliehen. Keystone/GEORGI LICOVSKI

Die Funken hätten die aus leicht entflammbarem Material bestehende Deckenkonstruktion entzündet, fügte er hinzu. Mehrere Personen seien im Zusammenhang mit dem Unglück festgenommen worden, unter ihnen Organisatoren des Konzerts.

Zum Zeitpunkt der Katastrophe sollen sich 1500 hauptsächlich junge Leute in der Diskothek aufgehalten haben. Medien in Nordmazedonien berichteten von dramatischen Szenen. Verzweifelte Eltern würden mit Fotos in sozialen Medien nach ihren Kindern suchen. Bürger halfen mit ihren eigenen Autos aus und folgten den Rettungswagen, um Schwerverletzte in die Spitäler zu bringen.

Das Spital in der 25'000-Einwohner-Stadt Kocani erwies sich schnell als überfordert. Ambulanzen brachten Verletzte auch in die grössere Stadt Stip sowie in die Hauptstadt Skopje.

Polizeifahrzeuge und Menschen auf einer Strasse in einem Wohngebiet.
Legende: Rettungskräfte versammeln sich vor dem Nachtclub in der Stadt Kocani (16. März 2025). REUTERS/Ognien Teofilovski

Toskovski versicherte vor der Presse, dass jeder, der eine strafrechtliche Verantwortung trage, auch zur Verantwortung gezogen werde. «Jeder von uns sollte eine moralische Verantwortung spüren. Ich kenne keinen normalen Menschen, der keine moralische Verantwortung hätte», fügte er hinzu.

Katastrophen in der Region oft menschengemacht

Massenunglücke sind in Südosteuropa nicht selten. In fast allen Fällen werden sie durch menschliches Versagen, Nichtbeachtung von Sicherheitsvorschriften und die Komplizenschaft von korrupten staatlichen Aufsichtsbehörden verursacht. Zugleich ziehen sie oft politische Erschütterungen nach sich.

So löste der Einsturz eines frisch renovierten Bahnhofsvordachs in der serbischen Stadt Novi Sad mit 15 Toten im November letzten Jahres eine der grössten Protestwellen in der Geschichte Serbiens aus. In der Hauptstadt Belgrad waren gerade am Samstag Hunderttausende Menschen auf die Strasse gegangen, um gegen die korrupten Verhältnisse im Land zu demonstrieren.

Das Unglück in Kocani erinnert aber vor allem an die Brandkatastrophe im Oktober 2015 im Bukarester Nachtlokal «Colectiv». Bei dem Feuer und der anschliessenden Massenpanik waren 64 Menschen getötet und 147 weitere verletzt worden. Der damalige rumänische Ministerpräsident Victor Ponta erklärte wenig später nach massiven Protesten seinen Rücktritt.

SRF 4 News, 16.03.2025, 9 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel