- Ein zweites Feuer in Griechenlands notorisch überfülltem Flüchtlingslager Moria hat nach Angaben des griechischen Migrationsministeriums in der Nacht auf Donnerstag fast alles zerstört, was vom ersten Feuer verschont geblieben war. Das berichtet die Agentur AP.
- Derweil hat Griechenland die ersten Lager-Insassen aufs Festland gebracht.
- Etwa 400 Minderjährige, die ohne Eltern unterwegs sind, sind in die Hafenstadt Thessaloniki geflogen worden, berichten Nachrichtenagenturen.
- Erwachsene Migranten müssten allerdings auf der Insel bleiben, sagte der stellvertretende Migrationsminister im griechischen Fernsehen.
Mehr als 24 Stunden nach Ausbruch des Feuers gab es immer noch keine offiziellen Angaben, wie viele Menschen obdachlos wurden. Zuletzt hielten sich in Moria und unmittelbarer Umgebung etwa 12'500 Migranten auf. Tausende mussten die Nacht unter freiem Himmel auf den Strassen rund um das Camp verbringen.
-
Bild 1 von 13. Das griechische Flüchtlingscamp auf Lesbos ist beim Brand in der Nacht auf Mittwoch fast komplett zerstört worden. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 2 von 13. Eine Luftaufnahme zeigt einen Teil der zerstörten Unterkünfte nach dem Brand. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 3 von 13. Das Feuer war kurz nach Mitternacht ausgebrochen, die Regierung spricht von Brandstiftung. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 4 von 13. Von Winden mit einer Stärke von bis zu 70 km/h wurden die Brände immer wieder angefacht. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 5 von 13. Die griechischen Behörden begannen bereits in der Nacht mit der Evakuierung des Flüchtlingslagers. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 6 von 13. Beim Eintreffen der Feuerwehr wurden die Einsatzkräfte mit Steinen beworfen. Sondereinheiten der Bereitschaftspolizei waren im Dienst. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 7 von 13. Bereits bevor das Feuer ausbrach, gab es im Flüchtlingslager Unruhen, weil das Lager nach einem Corona-Fall seit einer Woche unter Quarantäne gestellt ist. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 8 von 13. Am Mittwochabend brachen erneut einzelne Brände aus. Das zweite Feuer habe fast alles des bisher verschonten Teils des Lagers zerstört, wie das griechische Migrationsministerium am Donnerstagmorgen berichtete. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 9 von 13. Einige wenige verbleibende Flüchtlinge suchen am Mittwochmorgen in den Trümmern nach ihrem Hab und Gut. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 10 von 13. Besonders tragisch ist die Lage im Flüchtlingslager Moria derzeit für unbegleitete Kinder. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 11 von 13. Rund 400 unbegleitete Minderjährige aus dem Lager wurden am Mittwochabend in drei separaten Flügen von Lesbos nach Nordgriechenland geflogen. Die Flüge wurden von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) organisiert. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 12 von 13. Viele der mehr als 12'000 Migranten und Flüchtlinge, die zuletzt im Lager lebten, flohen in die umliegenden Wälder und auf Hügel, andere machten sich auf den Weg zur Inselhauptstadt Mytilini. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 13 von 13. Das Flüchtlingslager Moria ist seit Jahren heillos überfüllt, zuletzt lebten dort rund 12'600 Menschen – bei einer Kapazität von 2800 Plätzen. Bildquelle: Keystone.
Suche nach Notunterkünften
Der stellvertretende Migrationsminister Giorgos Koumoutsakos sagte im Nachrichtensender Skai: «Niemand in Europa hat sich bislang mit einem solchen Zustand auseinandergesetzt.» Die griechische Regierung müsse sich jetzt nicht nur um die Folgen des Brandes kümmern, sondern auch um die Angst der Menschen auf Lesbos vor Verbreitung des Coronavirus. Man sei auf der Suche nach einem geeigneten Ort, wo Zelte aufgeschlagen werden könnten. Vonseiten der örtlichen Behörden gebe es aber keine Antwort. Zudem will die Regierung Migranten auf Schiffen unterbringen.
Zuvor hatte das Migrationsministerium keinen Hehl daraus gemacht, wer die Brände am Mittwoch in Moria gelegt haben soll. Hinter vorgehaltener Hand hiess es, hinter den Bränden steckten radikale Migranten. Am Donnerstag veröffentlichte das Ministerium eine schriftliche Erklärung mit den Worten: «Erpressungstaktiken werden nicht akzeptiert.» Die Polizei stoppte mehrere jugendliche Migranten, die versuchten, in die Hauptstadt der Insel zu kommen. Zuvor hatten einige Jugendliche auf die Beamten Steine geworfen. Die Polizei setzte Tränengas ein.
Seit Jahren überfülltes Lager
Am Morgen lief eine Fähre, die «Blue Star Chios», im kleinen Hafen Sigri im Westen der Insel ein. Das Schiff soll etwa 1000 Migranten aufnehmen. Andere Migranten sollen in den nächsten Tagen auf zwei Schiffen der griechischen Kriegsmarine eine vorübergehende Bleibe finden.
Das Flüchtlingslager Moria ist seit Jahren heillos überfüllt, zuletzt lebten dort nach Angaben des griechischen Migrationsministeriums rund 12'600 Flüchtlinge und Migranten – bei einer Kapazität von gerade mal 2800 Plätzen.