Zum Inhalt springen
Video
Feuer im Flüchtlingslager Moria (unkomm.)
Aus News-Clip vom 09.09.2020.
abspielen. Laufzeit 14 Sekunden.

Griechisches Flüchtlingslager Journalistin: «Brand in Moria ist Ironie des Schicksals»

Das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos steht nach dem Ausbruch mehrerer Brände fast vollständig in Flammen. In der Nacht begannen die Behörden mit der Evakuierung des Lagers. Eine Ironie des Schicksals, sagt Journalistin Rodothea Seralidou. Denn aufgrund der unhaltbaren Zustände im Flüchtlingscamp sei es längst angezeigt gewesen, die Menschen herauszuholen. Jetzt brauchte es eine Brandkatastrophe.

Rodothea Seralidou

Rodothea Seralidou

Freie Journalistin

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Die Journalistin berichtet seit 2011 für SRF und ARD aus Griechenland. Sie lebt in Athen.

SRF News: Gibt es schon gesicherte Informationen zum Brand auf Lesbos?

Rodothea Seralidou: Der Brand hat das Camp fast komplett zerstört – Zelte rund um das offizielle Camp ebenso wie Wohncontainer im Inneren. Deshalb auch die Evakuation der Menschen. Zudem weiss man, dass sich die Brände in der Nacht schnell ausgebreitet haben und es zu einem Grosseinsatz der Feuerwehr gekommen ist. Starker Wind hat die Löscharbeiten enorm erschwert.

Über die Brandursache gibt es bislang unterschiedliche Angaben. Was wissen Sie darüber?

Griechische Medien berichten, dass die Brandursache Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen Gruppen von Bewohnern des Flüchtlingslagers gewesen sein sollen. Nachdem 35 Flüchtlinge und Migranten positiv auf das Coronavirus getestet wurden, sollten sie ausserhalb des offiziellen Lagers isoliert werden. Dagegen gab es Proteste.

Andere Bewohner des Camps sorgten sich aber um ihre Gesundheit und beharrten darauf, dass die positiv Getesteten und ihre engen Kontakte das Lager verlassen sollten. Zwischen diesen beiden Gruppen soll es zu Auseinandersetzungen und in der Folge auch zu Bränden gekommen sein. Man weiss aber nicht, wer diese Brände gelegt hat.

Am frühen Morgen hat sich der griechische Regierungssprecher Stelios Petsas im staatlichen Fernsehen zu Wort gemeldet. Was hat er gesagt?

Er hat den Notstand für die Insel Lesbos erklärt und angekündigt, dass es am Vormittag eine Krisensitzung der zuständigen Minister geben wird, auch der Premier Kyriakos Mitsotakis wird teilnehmen.

Das Camp steht unter Quarantäne, die Menschen durften weder rein noch raus. Das hat sie psychisch enorm unter Druck gesetzt.

Sie wollen über eine Reaktion auf die Vorkommnisse beraten und prüfen, was aus den Camp-Bewohnern werden soll. Im Camp, das nun evakuiert wurde, haben knapp 13'000 Menschen gelebt. Sollen sie nun aufs Festland oder in andere Camps gebracht werden?

Das Flüchtlingslager ist seit Jahren überfüllt. Eigentlich hätten nur knapp 3000 Menschen darin Platz. Wie könnte es nun weitergehen?

Hilfsorganisationen, Aktivisten und auch die Flüchtlinge und Migranten selber fordern schon lange, dass die Menschen raus dem Lager kommen sollen. Dass es nun unter solchen Umständen passiert, ist eine Ironie des Schicksals.

Das Camp stand nun auch noch wegen dem Corona-Ausbruch unter Quarantäne, die Menschen durften weder rein noch raus. Das hat sie psychisch enorm unter Druck gesetzt. Man hätte nicht auf solch eine Katastrophe warten sollen, bis man die Menschen aus dem Lager lässt.

Das Gespräch führte Silvan Zemp.

Audio
Verheerender Brand in Flüchtlingslager Moria
aus Rendez-vous vom 09.09.2020. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 53 Sekunden.

SRF 4 News, 09.09.2020, 08:06 Uhr ; 

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel