Darum geht es: China hat nach dem Ende der Corona-Massnahmen seine Grenzen vollständig für ausländische Besucherinnen und Besucher geöffnet. Ab heute, Mittwoch sollen laut Aussenministerium in Peking alle Arten von Visa für Ausländerinnen und Ausländer wieder ausgestellt werden. Auch die visafreie Einreise in einige Regionen Chinas soll wieder in Kraft treten.
Testpflicht für Touristen bleibt: China hatte seine Grenzen nach drei Jahren strenger Pandemie-Massnahmen Anfang Januar wieder geöffnet – zunächst aber vorrangig für Geschäftsreisende und Familienbesuche. Doch die internationale Isolation habe angehalten, sagt Fabian Kretschmer, freier Journalist in Peking. «Es gab fast drei Jahre keinen einzigen ausländischen Touristen.» Auch wenn die Touristenvisa nun wieder ausgestellt werden, müssen Einreisende weiterhin einen 48 Stunden gültigen Covid-Test vor Abflug vorweisen.
Das spricht gegen China als Top-Reisedestination: Ein Touristenansturm wird Kretschmer zufolge ausbleiben. «Der grosse Engpass ist das Flugangebot.» Denn aktuell werden erst 20 Prozent der internationalen Flüge im Vergleich zu 2019 angeboten. Zudem gebe es weitere Faktoren, dass China nicht zur Top-Reisedestination für Touristen werde, unter anderem die Sprachbarriere, so Kretschmer.
Ausserdem kann man praktisch nicht mehr mit Bargeld bezahlen, sondern benötigt chinesische Zahlungsapps. Auch Whatsapp oder Google Maps sind in China gesperrt. «Man braucht also eine gewisse Vorbereitung, um nach China zu reisen und sich im Alltag zurechtzufinden – das wissen viele gar nicht.» Die wenigsten Hotels hätten zudem eine Lizenz, um Touristen aufzunehmen. «Es gibt teilweise Millionenstädte, wo es nur ein bis zwei Hotels gibt, welche die Erlaubnis vom Staat haben, ausländische Bürger beherbergen zu dürfen.»
Die Bedeutung des Tourismus: Der Tourismus in China macht 10 Prozent des Bruttoinlandprodukts aus. «Aber der absolute Grossteil kommt von heimischen Reisenden», so der Journalist. 2019 lag die Anzahl der ausländischen Touristen, ohne Reisende aus Hongkong und Macao, bei unter 40 Millionen. Zwar werde diese Summe wirtschaftlich generiert, doch gemessen an der Bevölkerungsgrösse Chinas sei es eher niedrig – beispielsweise im Vergleich mit der Schweiz, die 2019 über 10 Millionen Touristen empfing.
So ist die Einstellung Chinas gegenüber Touristen: «Während der Pandemie gab es eine ziemliche Hysterie gegenüber Ausländern», sagt Kretschmer. Denn als ausländisch aussehende Person galt man in China als Ansteckungsrisiko – besonders in ländlichen Gebieten, wo es kaum Ausländerinnen gibt. Das habe sich aber komplett gelegt, und die Einstellung der Menschen habe sich seit der Öffnung Chinas gewandelt. Besonders die Leute, die im Tourismussektor arbeiten, freuten sich auf die ausländischen Reisenden, so Kretschmer.