Zwei Corona-Tests vor Abflug, Gesundheitscode beim chinesischen Konsulat beantragen und mehrere Tage Isolation in einem Quarantänehotel: Reisen nach China kosteten in den letzten drei Jahren viel Geduld und Geld.
Jetzt ist alles anders. Seit dem 8. Januar müssen Menschen, die nach China reisen, nur noch einen einzigen negativen Covid-Test vorweisen.
Reiseboom im dritten Quartal
Der Ausreisetourismus gewinnt wieder an Schwung, die grosse Reisewelle aus China bleibt aber noch aus. «Das Reisegeschäft nimmt im zweiten Quartal an Fahrt auf», sagt Jacky Zhang, Geschäftsführer des Reisebüros D-Lux Travel. «Der eigentliche Boom, denke ich, kommt im dritten Quartal.» Das hat verschiedene Gründe.
1. Rückstau bei den Pässen
Millionen von Chinesinnen und Chinesen haben abgelaufene Reisepässe. Zum Schutz vor Corona hatte die zuständige Aus- und Einreisebehörde nur in Ausnahmefällen Pässe verlängert oder neu ausgestellt. Entsprechend gross ist der Rückstau.
Es ist nicht einfach, einen Termin zu bekommen.
Reisewillige müssen online einen Termin beantragen. Viele Plätze seien ausgebucht, erzählt Managerin Cathy beim Anstehen vor einem Passbüro. «Es ist nicht einfach, einen Termin zu bekommen. Am besten probiert man es bei den Zweigstellen am Stadtrand», so Cathy.
2. Testpflicht für Reisende aus China
Trotz der Öffnung ist die Covid-Krise in China nicht überstanden. Das Land kämpft mit einer riesigen Infektionswelle. Zahlreiche Staaten haben deswegen eine Testpflicht für Reisende aus China eingeführt. Marokko hat die Einreise sogar ganz verboten.
Dann sind hoffentlich die Richtlinien im Ausland weniger streng und es braucht keinen negativen Test mehr.
Das sorgt bei vielen Reisenden aus China für Unsicherheit. Dolly Sang verschiebt ihre Reisepläne deshalb auf den Frühling. «Dann sind hoffentlich die Richtlinien im Ausland weniger streng und es braucht keinen negativen Test mehr.»
Am Sonntag fällt nicht nur die Einreise-Quarantäne. Auch die Grenze zwischen Festlandchina und Hongkong öffnet wieder. Für die Sonderverwaltungszone brauchen chinesische Staatsangehörige keinen Pass, sondern nur eine Spezialidentitätskarte. Die Stadt gehört deshalb zu den gefragtesten Reisezielen.
3. Neujahrsferien verbringt man zu Hause
Am 22. Januar feiert China das Neujahrsfest. Die einwöchigen, nationalen Ferien verbringen die meisten Chinesinnen und Chinesen traditionell zu Hause bei ihren Familien. Viele haben seit Pandemiebeginn auf Familienfeiern verzichtet.
Wir plaudern und lachen gemeinsam. Das ist wichtiger als Ferien im Ausland.
Auch Zeng, ein Student aus Schanghai, fährt für die Neujahrsferien lieber nach Hause in seine Heimatprovinz Fujian: «Während dem Neujahrsfest sehen wir unsere Familie. Wir plaudern und lachen gemeinsam. Das ist wichtiger als Ferien im Ausland.»
Die nächste Möglichkeit für längere Auslandsreisen bietet sich erst wieder Anfang Oktober. Dann beginnen in China die einwöchigen Ferien rund um den Nationalfeiertag, die sogenannte Golden Week.
4. Fehlende Flugkapazitäten
Ein weiterer Grund, warum sich der Reiseboom verzögert, sind die fehlenden Flugkapazitäten. Die Abflugtafel am internationalen Flughafen Pudong in Schanghai zeigte für Sonntagmorgen bis Sonntagnachmittag nur rund ein Dutzend internationale Flüge an.
China hatte wegen der Pandemie die Zahl der internationalen Flugverbindungen auf ein Minimum reduziert. Die Flugkapazitäten müssen erst wieder hochgefahren werden.
Fehlende Pässe, Reiseeinschränkungen, Heimatbesuche und fehlende Flüge: Das alles führt dazu, dass der Reiseboom aus China noch auf sich warten lässt.