Kandidiert der aktuelle US-Präsident Biden für eine weitere Amtszeit? Vizepräsidentin Kamala Harris hat das am Sonntag gegenüber dem Sender CBS angedeutet. Das Problem: Seine eigene Partei äussert massive Bedenken.
Bidens Fähigkeiten und sein Alter bemängelt
Laut einer aktuellen Umfrage der New York Times würden 64 Prozent der demokratischen Wählerinnen und Wähler eine neue Spitze im Präsidentschaftswahlkampf 2024 bevorzugen. Ausserdem werden Bidens Führungsqualitäten infrage gestellt. Die Umfragewerte seien gar schlechter als jene seines republikanischen Vorgängers Trump, wie der Spiegel schreibt.
Biden ist nicht der Älteste – aber auch nicht mehr der Jüngste
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Bild 1 von 10. Sergio Mattarella, 80 Jahre alt, Präsident von Italien. (15. März 2022). Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 10. Hage Geingob, 80 Jahre, Präsident von Namibia. (25. Mai 2022). Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 10. Muhammadu Buhari, 79 Jahre, Präsident von Nigeria. (3. März 2022). Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 10. Joe Biden, 79 Jahre alt, ist aktueller Präsident der USA. (11. Juli 2022). Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 10. Abdelmadjid Tebboune ist 76 Jahre alt und zurzeit Präsident von Algerien. (26. Mai 2022). Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 10. Jacinda Ardern, 41 Jahre alt, Premierministerin von Neuseeland. (8. Juli 2022). Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 10. Nayjib Bukele, 40 Jahre, Präsident von El Salvador. (29. Juni 2022). Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 10. Assimi Goïta, 39 Jahre, Interimspräsident von Mali. (22. August 2020). Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 10. Kim Jong-un, 38 Jahre alt, oberster Führer von Nordkorea. (21. Juni 2022). Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 10. Sanna Marin, 36 Jahre, Ministerpräsidentin von Finnland. (23. Juni 2022). Bildquelle: Keystone.
Rund ein Drittel der Befragten bescheinigen dem aktuellen Präsidenten «keinen guten Job zu machen». Allerdings finden fast genauso viele, dass Biden wegen seines Alters kein geeigneter Kandidat mehr ist. «Sleepy Joe» – so wird in den USA der 79-Jährige verspottet. Ein Schimpfname, den übrigens Donald Trump kreierte.
Altersdiskriminierung – ein gesellschaftliches Problem
Biden war 77 Jahre alt, als er 2020 ins Weisse Haus einzog. Damit ist er der älteste Präsident, den es in den Vereinigten Staaten je gegeben hat. Aber schränkt das Alter Biden in seiner Funktion als Präsident überhaupt ein?
Dies sei die falsche Frage, sagt Mike Martin, Altersforscher und Professor für Gerontopsychologie an der Universität Zürich. Damit werde impliziert, dass steigendes Alter mit Einschränkungen einhergehe. «Was die wissenschaftlichen Befunde angeht, so hängt die Frage, ob er es noch kann, nur sehr wenig mit dem Alter zusammen», sagt der Gerontologe.
Würde also behauptet, Joe Biden sei kein geeigneter Präsidentschaftskandidat, weil er zu alt sei, wäre das diskriminierend – altersdiskriminierend. Das bestätigt auch Martin.
Die Altersstereotype hätten einen Effekt darauf, wie uns andere wahrnehmen. Wir sähen eine ältere Person, erwarten, dass sie zum Beispiel vergesslich sei und werten einzelne Fauxpas als Bestätigung des Klischees. Das sagte Martin vor einem Jahr gegenüber der Sonntagszeitung.
Sollte sich die Gesellschaft also von den zu kurz gegriffenen Stereotypen verabschieden? Dazu meint Martin, man müsse den Leuten nicht sagen, sie sollen aufhören, alte Stereotype zu zeigen. «Man könnte zum Beispiel versuchen, zu definieren, welche einzelnen Kompetenzen Biden in seiner Position erfüllen muss, um daraufhin eine gute Vorhersage zu machen, ob das für die nächsten Jahre gegeben ist», sagt Martin.