Kandidiert der aktuelle US-Präsident Biden für eine weitere Amtszeit? Vizepräsidentin Kamala Harris hat das am Sonntag gegenüber dem Sender CBS angedeutet. Das Problem: Seine eigene Partei äussert massive Bedenken.
Bidens Fähigkeiten und sein Alter bemängelt
Laut einer aktuellen Umfrage der New York Times würden 64 Prozent der demokratischen Wählerinnen und Wähler eine neue Spitze im Präsidentschaftswahlkampf 2024 bevorzugen. Ausserdem werden Bidens Führungsqualitäten infrage gestellt. Die Umfragewerte seien gar schlechter als jene seines republikanischen Vorgängers Trump, wie der Spiegel schreibt.
Biden ist nicht der Älteste – aber auch nicht mehr der Jüngste
Rund ein Drittel der Befragten bescheinigen dem aktuellen Präsidenten «keinen guten Job zu machen». Allerdings finden fast genauso viele, dass Biden wegen seines Alters kein geeigneter Kandidat mehr ist. «Sleepy Joe» – so wird in den USA der 79-Jährige verspottet. Ein Schimpfname, den übrigens Donald Trump kreierte.
Altersdiskriminierung – ein gesellschaftliches Problem
Biden war 77 Jahre alt, als er 2020 ins Weisse Haus einzog. Damit ist er der älteste Präsident, den es in den Vereinigten Staaten je gegeben hat. Aber schränkt das Alter Biden in seiner Funktion als Präsident überhaupt ein?
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Aus dem Archiv: Mit 77 Jahren an der Spitze – Joe Biden im Portrait
Aus SRF News vom 08.11.2020.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 53 Sekunden.
Dies sei die falsche Frage, sagt Mike Martin, Altersforscher und Professor für Gerontopsychologie an der Universität Zürich. Damit werde impliziert, dass steigendes Alter mit Einschränkungen einhergehe. «Was die wissenschaftlichen Befunde angeht, so hängt die Frage, ob er es noch kann, nur sehr wenig mit dem Alter zusammen», sagt der Gerontologe.
Würde also behauptet, Joe Biden sei kein geeigneter Präsidentschaftskandidat, weil er zu alt sei, wäre das diskriminierend – altersdiskriminierend. Das bestätigt auch Martin.
Altersdiskriminierung
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Altersdiskriminierung, engl. «Ageism», bezieht sich auf Stereotypen (wie wir denken), Vorurteile (wie wir fühlen) und Diskriminierung (wie wir handeln) gegenüber Menschen aufgrund ihres Alters. Sie kann institutionell, zwischenmenschlich oder selbstgesteuert sein. Institutionelle Altersdiskriminierung bezieht sich auf Gesetze, Regeln, soziale Normen, Strategien und Praktiken von Institutionen, die Chancen auf ungerechte Weise einschränken und Menschen aufgrund ihres Alters systematisch benachteiligen. Zwischenmenschliche Altersdiskriminierung entsteht in der Interaktion zwischen zwei oder mehreren Personen, während selbstgesteuerte Altersdiskriminierung auftritt, wenn Altersdiskriminierung verinnerlicht und gegen die eigene Person gerichtet wird.
Altersdiskriminierung zeigt sich laut wissenschaftlichen Studien zum Beispiel in den Bereichen Stellensuche oder medizinische Betreuung. Bei letzterem haben die Betreuungspersonen bei älteren Menschen weniger Geduld, weniger Respekt und ein geringeres Engagement im Vergleich zu jüngeren. Zudem werden älteren Menschen eher Medikamente verschrieben anstatt Psychotherapie, nur aufgrund ihres Alters.
«Ageism» gehört neben Rassismus und Sexismus zu den drei häufigsten Diskriminierungsformen.
Die Altersstereotype hätten einen Effekt darauf, wie uns andere wahrnehmen. Wir sähen eine ältere Person, erwarten, dass sie zum Beispiel vergesslich sei und werten einzelne Fauxpas als Bestätigung des Klischees. Das sagte Martin vor einem Jahr gegenüber der Sonntagszeitung.
Sollte sich die Gesellschaft also von den zu kurz gegriffenen Stereotypen verabschieden? Dazu meint Martin, man müsse den Leuten nicht sagen, sie sollen aufhören, alte Stereotype zu zeigen. «Man könnte zum Beispiel versuchen, zu definieren, welche einzelnen Kompetenzen Biden in seiner Position erfüllen muss, um daraufhin eine gute Vorhersage zu machen, ob das für die nächsten Jahre gegeben ist», sagt Martin.
Was die Schweiz gegen Altersdiskriminierung tut
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«Die Thematik der Diskriminierung von älteren Personen beschäftigt uns seit der Gründung von unserer Organisation und wir haben diesbezüglich unsere Antennen nach wie vor immer auf Empfang und ergreifen nötigenfalls entsprechende Massnahmen», schreibt Pro Senectute auf Anfrage.
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