- Das Internationale Olympische Komitee (IOC) will die Wettkampf-Kriterien für inter- und transsexuelle Menschen den jeweiligen Fachverbänden überlassen.
- Es würden keine eigenen Regeln erlassen, teilt das IOC bei der Vorstellung eines neuen Rahmenkonzepts mit.
- Stattdessen legt das IOC zehn Prinzipien vor, mithilfe derer an Wettbewerben faire Zugangsregeln eingeführt werden sollen.
In der Transgender-Debatte hat das Internationale Olympische Komitee ein neues Rahmenkonzept zu «Fairness, Inklusion und Nicht-Diskriminierung auf der Basis von Geschlechts-Identität und Geschlechter-Variationen» vorgelegt. Von März 2022 ist eine Abkehr von allgemeingültigen Vorgaben hin zu flexiblen Richtlinien vorgesehen, unter denen jeder Weltverband über die Teilnahme von Transgender-Athleten und -Athletinnen entscheiden kann.
Die meisten Wettkämpfe im Spitzensport seien in Männer- und Frauen-Kategorien unterteilt. Das IOC wolle, dass diese Kategorien gerecht und gesichert seien und Athleten nicht allein auf der Grundlage ihrer Transgender-Identität oder ihrer Geschlechter-Variationen ausgeschlossen würden, heisst es.
Keine einheitliche Regel für Testosteron-Niveau
Zehn Prinzipien sollen sicherstellen, dass faire Zugangsregeln vor allem in Frauen-Wettbewerben eingeführt werden, wie das IOC mitteilt. So gibt der Dachverband kein einheitliches Testosteron-Niveau mehr vor, das von Transgender-Personen für die Teilnahme an Wettkämpfen nicht überschritten werden darf. Künftig soll stattdessen für jede Sportart einzeln entschieden werden, wann Teilnehmende diesbezüglich einen unfairen Vorteil haben könnten.
Rechtlich bindend ist das neue Rahmenkonzept nicht. Gewährleistet werden soll laut IOC eine grösstmögliche Inklusion. Leid und psychische Verletzungen sowie Diskriminierungen sollen vermieden werden. Die blosse Annahme eines Vorteils für Transgender-Athleten ist unzulässig, für Teilnahmebeschränkungen und -verbote bedarf es klarer Belege. Athleten dürfen aber nicht zu medizinischen Eingriffen gezwungen werden und besitzen das Recht auf Privatsphäre.
Das Rahmenkonzept war in einer Zusammenarbeit von Athletinnen und Athleten sowie Interessenvertretern entwickelt worden. Ein einheitliches Regelwerk bezüglich Geschlechterfragen hatte das IOC während fast zwei Jahre langer Konsultationen von rund 250 Teilnehmenden nicht formulieren können.