George Soros, die Clintons, die Obamas, der ehemalige Justizminister Eric Holder, CNN, der ehemalige Vize-Präsident Joe Biden, der Schauspieler Robert de Niro und mehrere demokratische Politikerinnen und Politiker: Sie alle haben in den letzten Tagen in den USA verdächtige Pakete per Post erhalten. SRF-Korrespondentin Isabelle Jacobi erklärt die Hintergründe – und wie sich die Anschlagsversuche auf den laufenden Wahlkampf für die Zwischenwahlen auswirken.
SRF News: Weiss man schon mehr zu den Hintergründen?
Isabelle Jacobi: Nicht viel mehr. Die US-Behörden gehen von einer koordinierten Aktion aus. Alle Couverts sehen ähnlich aus und sind mit demselben falschen Absender versehen. Alle Adressaten sind Figuren, die Präsident Trump stark kritisieren und die dieser wiederum selber angegriffen und zum Teil verunglimpft hat. Die Ziele sind bekannt, aber Hinweise auf die Täterschaft fehlen bis jetzt.
Wie hat sich Präsident Trump zu den Paketsendungen geäussert?
Er verurteilte die Aktionen als abscheulich und feige und rief zu Frieden, Toleranz und nationaler Einheit auf. Aber quasi im selben Atemzug machte er die Medien für den zunehmenden Hass und die Gewalt in den USA verantwortlich.
Heute in einem Tweet und auch schon gestern an einer Wahlkampfveranstaltung. Die Trump-Fans riefen wie immer: «CNN sucks!» («CNN ist Mist!») – CNN ist ja selber Ziel eines versuchten Anschlags.
Wie diskutiert die Öffentlichkeit den Vorfall und wie haben die Medien reagiert, die ja auch selber zum Ziel geworden sind?
CNN fokussierte sofort auf die Frage, inwiefern Präsident Trump mit seinem aggressiven politischen Stil für die Anschlagsversuche verantwortlich ist. CNN geht wie die meisten US-Medien von einer rechtsextremen Täterschaft aus.
Der konservative Sender Fox News berichtet nur zurückhaltend. Dort redet man lieber über die Migranten-Karawane aus Honduras. Rechtsgerichtete Social-Media-Kanäle spekulieren gar über eine linksextreme Aktion, so kurz vor den Zwischenwahlen. Denkbar ist natürlich alles. Deshalb sind frühzeitige Beschuldigungen ziemlich riskant. Je nach Ermittlungsergebnissen können sie zu einem politischen Bumerang werden.
Könnten diese Paketbomben einen Einfluss auf den laufenden Wahlkampf haben?
Alles kann einen Einfluss haben. Dieses Land ist politisch so gespalten, dass einige zehntausend Stimmen den Ausschlag geben können, wer die Mehrheit im Kongress erhält. Eine genaue Dynamik ist aber noch nicht abzusehen, zunächst muss man mehr über die Täterschaft wissen. Klar ist: Die Anschlagsversuche haben den ohnehin heissen Wahlkampf sprichwörtlich scharf gemacht.
Das Gespräch führte Patrik Seiler.