Bevor man über die Medizin spricht, muss die Krankheit Thema sein. Die Stadtregierung von Palma hat nicht überstürzt gehandelt. Sie hat beobachtet, abgewartet. Und sie hat mehrere Studien in Auftrag gegeben, die verlässliche Daten über Nutzen und Schaden des Tourismus liefern sollten.
Da ist Bemerkenswertes zusammengekommen: Die Zahl der Touristenwohnungen ohne Lizenz hat seit 2015 um 50 Prozent zugenommen. Die Studien schätzen, es könnten bis zu 20'000 Wohnungen im Angebot sein. Doch nur für 645 davon hat die Stadt eine Bewilligung erteilt.
Die Mieten kann kaum noch jemand bezahlen
Vermietet werden die Wohnungen durchschnittlich etwa während sieben Monaten. Damit sind sie dem freien Mietmarkt für Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt entzogen. Die Verknappung auf diesem Markt hat die Preise in den letzten Jahren um 40 Prozent steigen lassen. Indes bleiben die Einkommen niedrig.
Damit soll jetzt Schluss sein. Ab Juli soll das Vermieten von Wohnungen an Touristen in Palma verboten sein. Der Bürgermeister will damit ein Signal für andere Städte setzen: Barcelona, Madrid oder weiter westlich Lissabon oder Porto. Sie alle leiden unter dem Touristendruck.
Der Markt wuchert ungehindert
Die Stadtbewohner gehen auf die Strassen und protestieren – die Stadtregierungen aber wagen kaum, auszusprechen, was viele denken: Dieser Markt braucht eine durchsetzbare Regulierung. Und er muss kleiner werden. Heute wuchert er.
Aber eine Stadt wie Barcelona hat kein verlässliches Register, das darüber Auskunft gibt, wie Wohnungen genutzt werden und wie viele leer stehen. Das Personal, um illegal vermietete Wohnungen zu finden, ist knapp bemessen. Die Kontrolle bleibt also ein guter Vorsatz.
Barcelona und Madrid haben Linksregierungen wie Palma, sie waren bisher machtlos – oder wollten nicht wirklich mächtig sein und ihre ganzen Möglichkeiten ausschöpfen.
Touristen werden zur Plage
Tourismus bringt Geld in die Städte. Und Arbeitsplätze – allerdings sehr oft miserabel bezahlte. Das Reinigungspersonal in spanischen oder portugiesischen Hotels verdient Hungerlöhne. Davon reden die grossen Reiseführer nicht. Sie empfehlen weiter: «This is a place to go» – da muss man hin. Und die Touristen aus aller Welt kommen – auch wenn die Einheimischen ihnen immer öfter deutlich machen, dass man sie als fremde Besetzer empfindet.
Am Ende der Saison werden wir (vielleicht) wissen, wie erfolgreich Palma mit seinem Verbot war. Wirkungsvoll können lokale Gesetze aber letztlich erst sein, wenn Internetplattformen, die Touristenwohnungen anbieten, besser reguliert und kontrolliert werden. Das ist ein schwieriges Geschäft. Und eins, auf das die Politik sich bisher kaum eingelassen hat.