Was ändert sich für Touristen? Bisher mussten Besucher der Inseln Mallorca, Menorca, Formentera und Ibiza je nach Art der Herberge pro Person und Nacht zwischen 50 Cent und zwei Euro zahlen. In der Nebensaison zwischen November und April wird der Betrag halbiert. Ausserdem wird ab der zehnten Übernachtung ein Rabatt von 50 Prozent gewährt. Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren sind befreit. Nun zahlen Gäste in günstigeren Unterkünften pro Kopf und Nacht einen Euro, in Fünf-Sterne-Hotels werden vier Euros fällig. Auch Kreuzfahrtpassagiere werden demnächst ausnahmslos zur Kasse gebeten – bisher mussten sie bei kurzen Aufenthalten von weniger als zwölf Stunden nichts zahlen. Auf diese offiziell mitgeteilten Preise muss noch eine Mehrwertsteuer von zehn Prozent aufgeschlagen werden. Bezahlt wird an der Hotelrezeption.
Wieso gibt es überhaupt eine Touristenabgabe? Das Parlament in Palma de Mallorca hatte 2016 beschlossen, ab Juli eine Touristenabgabe einzuführen. Die Regierung der Balearen erhoffen sich mit der sogenannten «Ecotasa» (Ökosteuer) Steuereinnahmen von 50 bis 80 Millionen Euro im Jahr. Das Geld soll den Massentourismus umweltverträglicher machen, aber auch das touristische Angebot verbessern, heisst die offizielle Begründung. Die Besucher werden dazu beitragen, das Paradies der Balearen zu erhalten», erklärte der Tourismusminister.
Warum wird die Steuer nun verdoppelt? Mit der geplanten Erhöhung wird klar, dass sich die Regierung auch eine Reduktion der Touristen erhofft. Vor allem die Insel Mallorca bringt der Zustrom von Urlaubern in der Hochsaison regelmässig an die Grenzen ihres Aufnahmevermögens. «Wir stellen fest, dass die bisherige Touristensteuer die Zahl der Urlauber nicht verringert hat», sagte Carlos Saura, Abgeordneter der linken Partei Podemos, als er im Parlament die Verdopplung der Steuer forderte. «Ganz im Gegenteil: Es werden trotz dieser Abgabe mehr.»
Was passiert mit dem Geld? Im Januar 2017 hatte die Kommission zur Förderung des nachhaltigen Tourismus 46 Projekte ausgewählt, die mit den 2016 gesammelten 30 Millionen Euro bezahlt werden sollen. 80 Prozent davon fliessen in Projekte zum Umweltschutz und der Wasserversorgung. Die restlichen 20 Prozent werden in Massnahmen zur Förderung nachhaltiger Tourismus, kulturelles Erbe, Innovation und Forschung sowie bessere Ausbildung und Schaffung von qualifizierten Arbeitsplätzen investiert, heisst es auf der offiziellen Webseite. Die Auswahl der neuen Projekte, die mit dem im 2017 eingenommenen Geld finanziert werden, steht kurz bevor. Die balearische Steuerbehörde geht in diesem Jahr von Einnahmen in Höhe von 60,7 Millionen Euro aus.
Wer ist dagegen? Vehement gegen das Projekt ausgesprochen hatte sich von Anfang an der Hotelierverband (FEHM) auf Mallorca. Von einzelnen Hoteliers gab es aber auch verhaltene Zustimmung. Die Verdoppelung der Steuer hatte eine Welle der Kritik von Hoteliers und Reiseveranstaltern nach sich gezogen. Inmaculada Benito, die Präsidentin des Hoteliersverbandes (FEHM) auf Mallorca, kritisierte den «schädlichen und übereilten» Plan als «miserable Entscheidung». Die Beliebtheit der Inseln sei in Gefahr. Noch sei keine positive Folge der Abgabe zu sehen, «weder im sozialen Bereich noch in Bezug auf das touristische Angebot». Es sei durchaus möglich, dass eine grosse Zahl von Touristen durch die Verdoppelung der Kosten abgeschreckt werde und sich für andere Urlaubsziele entscheide.