Die Menschen in weiten Teilen Afrikas sind dem Corona-Virus ungeschützt ausgesetzt. Nur etwas mehr als ein Prozent der Bevölkerung ist bisher geimpft. Fast täglich werden neue Rekorde bei den Ansteckungszahlen gemeldet.
Mit Blick auf den ganzen Kontinent sei eine dritte Welle im Gang, wobei es grosse Unterschiede zwischen den Ländern gebe, sagt Afrika-Korrespondent Samuel Burri in Nairobi: So meldete etwa Burkina Faso in Westafrika gestern vier positive Fälle, während Südafrika momentan täglich 20'000 Neuansteckungen verzeichnet.
Südafrika am stärksten betroffen
Von einer heftigen dritten Welle sind derzeit ungefähr ein Viertel aller afrikanischen Länder betroffen, am stärksten Südafrika. Aber auch in den nördlichen Nachbarn Namibia und Simbabwe zeigen die Kurven steil nach oben. Namibias Präsident Hage Geingob stellte unlängst fest, dass die Leichenhäuser voll seien.
Hauptgrund der stark steigenden Zahlen ist wahrscheinlich die doppelt so ansteckende Delta-Variante. Zudem ist im südlichen Afrika zurzeit Winter, was bei der Verbreitung auch eine Rolle spielt.
Dazu kommt laut Burri wohl auch eine gewisse Nachlässigkeit, die sich immer wieder einschleicht, wenn die Zahlen tief sind: «Gerade für ärmere Bevölkerungsschichten ist Corona nicht das grösste Problem im Leben», so Burri.
Gerade für ärmere Bevölkerungsschichten ist Corona nicht das grösste Problem im Leben.
Was die Versorgung der Erkrankten betrifft, so braucht es in den afrikanischen Staaten nicht viel, um das Gesundheitssystem an den Anschlag zu bringen. Auch in Kenia seien Menschen auf dem Parkplatz des Spital gestorben, so Burri. Von ähnlichen Fällen werde aus Uganda berichtet.
Besonders schwerere Fälle haben wenig Überlebenschancen. Es fehlt an Ausrüstung, Personen und Sauerstoff, wie etwa kürzlich in Uganda. Afrikas Staatsführer reagieren deshalb auf solche Covid-Wellen mit dem einzigen zur Verfügung stehenden Mittel: harte Lockdowns und nächtlichen Ausgangssperren.
Es fehlt weiterhin an Impfstoff
WHO-Regionalchefin Matshidiso Moeti sprach heute von einem «Zeichen der Hoffnung». Sie kündigte an, dass nun immer mehr Impfdosen aus dem Westen eintreffen würden. Vor allem Astra-Zeneca-Impfdosen.
Bisher ist auf dem Kontinent nur knapp über ein Prozent der Bevölkerung geimpft.
Obwohl dies etwas zynisch anmute, wenn Europa die besseren Impfungen für sich behalte, so würden die Impfungen dringend gebraucht, stellt Burri fest: «Bisher ist auf dem Kontinent nur knapp über ein Prozent der Bevölkerung geimpft.» Das liege nicht, wie bisweilen kolportiert, an der Logistik, sondern am fehlenden Impfstoff: «Das Virus in seinen immer neuen Varianten kann nicht global besiegt werden, wenn Afrika ausgelassen wird.»