Die Wahlpanne bei der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) vom Wochenende wirkt weiter nach. Noch ist Andreas Babler als mutmasslich wahrer Sieger im Kampf um den Parteivorsitz nicht bestätigt, nachdem fälschlicherweise Konkurrent Hans Peter Doskozil auf den Schild gehoben worden war. Die Bestätigung Bablers sollte nach einer Nachzählung noch heute erfolgen.
Unter landesweitem Spott wird nun auch klar, was bei der Auszählung der Stimmen falsch lief und wie der Fehler überhaupt ans Tageslicht kam, wie ARD-Korrespondent Wolfgang Vichtl berichtet.
Chronologie des Versagens
So war es der ORF-Reporter und -Moderator Martin Thür, der die 316 Stimmen für den ausgerufenen Sieger Doskozil und die 279 Stimmen für den vermeintlichen Verlierer Babler nochmals zusammengezählt hatte. Er kam dabei auf 595 Stimmen, eine weniger, als die Wahlkommission vorrechnete.
Reporter Thür fragte bei der Partei nach, die sich auf die Suche nach der überzähligen Stimme machte. Danach wurde es still in der SPÖ-Zentrale. Bis Michaela Grubesa als Leiterin der Wahlkommission mitteilte, die Stimmzettel hätten «leider nicht mit dem digital verkündeten Ergebnis zusammengepasst». Die Namen im Rechenprogramm Excel seien vertauscht worden, Sieger sei nun Andreas Babler.
Von einem «technischen Fehler» sprach die Kommission. Seither rätselten Experten, was hiermit genau beschrieben werden sollte. Denn es gab am Parteitag elf Reihen mit elf Wahlkabinen und elf Urnen. Diese Urnen wurden dann einzeln ausgezählt und danach die elf Ergebnisse in einer Excel-Tabelle zusammengefügt. Dabei wurden offensichtlich die Namen vertauscht.
Riesenschaden perfekt
Der Imageschaden für die SPÖ durch die Wahlpanne sei gewaltig und werde nachwirken, schätzt Eva Linsinger, Journalistin beim Magazin «Profil». Die Partei befinde sich seit Monaten in einem Selbstzerstörungsprozess mit internen Machtkämpfen, garniert von herben Niederlagen bei den Regionalwahlen.
«Und nun stellt sich heraus, dass die SPÖ nicht einmal fähig ist, knapp 600 Stimmen auszuzählen. Da fragen sich viele zu Recht, wie eine solche Partei jemals wieder Regierungsverantwortung übernehmen sollte», kommentiert Linsinger.
Momentum verpasst
Mitten in einer der tiefsten Krisen der Partei werde Babler jetzt wahrscheinlich den Parteivorsitz übernehmen, der schlechtmöglichste Start, sagt Linsinger und erinnert an dessen flammende Rede am Parteitag. Dieses Momentum für die Übernahme der Partei habe der Traiskirchener Bürgermeister wegen der Panne ebenfalls verpasst.
Als eigentlicher Favorit für den Parteivorsitz hatte nämlich klar Doskozil als Landeshauptmann des Burgenlands wegen seiner Regierungserfahrung gegolten. Zwar nicht für die linksschlagenden Herzen der Delegierten, aber fürs Hirn der Strategen, die Lösungen suchen. So versprach ihnen der Mitte-rechts-Sozialdemokrat, SPÖ-Wähler von der ÖVP und vor allem von der rechtspopulistischen FPÖ zurückzugewinnen. Entsprechend überraschte das nur knappe Resultat zu seinen Gunsten, das sich später als falsch erwies.