- Die Wahl zum Parteivorsitzenden der österreichischen Sozialdemokraten hat mit einer beispiellosen Panne geendet.
- Die Oppositionspartei SPÖ gab am Montag bekannt, dass nicht der am Samstag zum Parteichef gekürte Hans Peter Doskozil gewonnen hat – sondern sein Konkurrent Andreas Babler.
- Bei der Auszählung seien die Stimmen vertauscht worden, sagte die Leiterin der Wahlkommission, Michaela Grubesa.
Bei dem Parteitag in Linz ging der linke Babler (50) als Sieger mit 53 Prozent der Delegiertenstimmen hervor, und nicht der für seine restriktive Migrationspolitik bekannte Doskozil mit 47 Prozent.
Babler reagierte jedoch nicht mit Freude oder Erleichterung. Stattdessen forderte er mit ernster Miene eine nochmalige, endgültige Überprüfung der Delegiertenstimmen. Erst wenn er dann noch immer als Gewinner feststehen sollte, nehme er den Vorsitz an, sagte er. Babler bezeichnete die Panne als «Tiefpunkt» für die SPÖ. «Was hier passiert ist, ist durch nichts zu rechtfertigen und relativieren», sagte er im Parlament.
Sich selbst als Marxist bezeichnet
Babler ist Mitglied des Bundesrates – der kleinen Parlamentskammer – sowie Bürgermeister von Traiskirchen. Die südlich von Wien gelegene Kleinstadt ist für das grösste staatliche Flüchtlingslager Österreichs bekannt. Babler positionierte sich in den vergangenen Wochen als Verfechter einer humanen Asylpolitik. Ausserdem fordert er einen selbstbewussteren Kampf für höhere Löhne und eine 32-Stunden-Arbeitswoche bei vollem Lohnausgleich.
Es ist unbestritten, das Wahlergebnis so zur Kenntnis zu nehmen.
Vor dem Parteitag hatte Babler mit seiner Selbstbezeichnung als Marxist für Aufsehen gesorgt, die er aber rasch relativierte. Ausserdem tauchten Aussagen von ihm aus dem Jahr 2020 auf, in denen er die Europäische Union als das «aggressivste aussenpolitische militärische Bündnis, das es je gegeben hat» bezeichnete.
Konkurrent gesteht Niederlage ein
Doskozil gestand am Montag seine Niederlage sofort ein. «Es ist unbestritten, das Wahlergebnis so zur Kenntnis zu nehmen», sagte der Ministerpräsident des Burgenlandes, dessen Grenze zu Ungarn als wichtiger Abschnitt der Migrationsroute vom Balkan nach Westeuropa gilt.
Doskozils Niederlage entbehrt nicht einer gehörigen Portion Ironie. Schliesslich war es der Landespolitiker und ehemalige Verteidigungsminister, der mit jahrelangen verbalen Querschüssen gegen die scheidende Parteichefin Pamela Rendi-Wagner die Neuwahl der Parteispitze ausgelöst hatte.