Darum gehts: Bis zu den Olympischen Sommerspielen bleiben noch knapp 100 Tage. Doch die Seine ist noch alles andere als parat. Neueste Messungen Anfang Monat haben ergeben, dass es immer noch zu viele Fäkalbakterien im Fluss hat. Eine französische Nichtregierungsorganisation hat während sechs Monaten Wasserproben entnommen und kommt zum Schluss, dass das Schwimmen für die Athleten und Athletinnen unter diesen Umständen zu gefährlich respektive gesundheitsschädigend sei. Die Werte liegen weit höher, als es der internationale Schwimm- und Triathlonverband vorsieht.
Wie bereitet sich Paris auf die Spiele vor? Stattfinden sollen im Gewässer Wettbewerbe im Rahmen des Triathlons, des Freiwasserschwimmens und der Paralympischen Spiele. Insgesamt wurden 1.4 Milliarden Euro investiert, um die Wasserqualität zu verbessern. Im vergangenen August fand ein Triathlonwettkampf in der Seine statt, ein Test für das Freiwasserschwimmen wurde jedoch aufgrund zu vieler Bakterien abgesagt. «Die Behörden halten ganz klar am Fahrplan fest», sagt Natascha Schwyn, stellvertretende Frankreich-Korrespondentin von SRF.
Wie sieht die Lage aktuell aus? Seit 100 Jahren darf man in der Seine nicht baden. Nach den Olympischen Spielen soll das wieder möglich sein. «Heute kann man sich kaum vorstellen, dass es einst zu Wettkämpfen kommen wird», sagt Natascha Schwyn. Viele Fragen seien noch nicht geklärt – etwa, wo und wie sichere Badeplätze neben der Schifffahrt eingerichtet werden können. Trotz des jüngsten Berichts zeigen sich die Verantwortlichen zuversichtlich, dass sich die Wasserqualität verbessern werde.
Im Moment seien die Desinfektionsanlagen noch nicht in Betrieb, man werde die erst mit den wärmeren Temperaturen einschalten, erklärt der Präfekt der Region Paris gegenüber SRF. Ausserdem sei es aufgrund des vielen Regens im März und April für Messungen noch viel zu früh.
Wieso ist das Wasser in der Seine so schmutzig? Industriebetriebe, die Schifffahrt, die Landwirtschaft: Sie alle haben zur Verschmutzung beigetragen. «Das grösste Problem aber ist, dass nach wie vor Abwasser in die Seine gelangt», so Natascha Schwyn. Bis heute seien Tausende Haushalte in der Region nicht ans System angeschlossen. Ihr Abwasser wird in die Marne geleitet, einen Nebenfluss der Seine. Dazu komme der Niederschlag: Wenn es in Paris nämlich stark regnet, laufen die Wasserläufe schnell über und die Strassen überschwemmen.
Gibt es einen Plan B? «Die Verantwortlichen werden alles daran setzen, dass die Schwimmwettkämpfe in der Seine stattfinden können», sagt Natascha Schwyn. Seit dreieinhalb Jahren setze die Stadt diverse Massnahmen um. So werden etwa Haushalte an die Abwassersysteme angeschlossen – darunter auch Hausboote. «Die Behörden bauen derzeit zudem ein enormes unterirdisches Rückhaltebecken, das das Regenwasser auffängt», erklärt die SRF-Korrespondentin.
Was sagt die Politik? Seit Jahrzehnten würden Politikerinnen und Politiker versprechen, dass man dereinst in der Seine baden kann, erklärt Natascha Schwyn. Darunter auch der ehemalige Präsident Jacques Chirac. «In den 1990er-Jahren liess er verlautbaren: ‹innerhalb von drei Jahren werde ich in die Seine springen›. Nun hat Bürgermeisterin Anne Hidalgo dasselbe gemacht und angekündigt, dass sie im Sommer in die Seine springen möchte.»