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Parlamentswahlen in Kosovo Kandidaten aus der Schweiz als Zugpferde

In Kosovo möchten die konservativen Parteien zurück an die Macht – und schicken Kandidaten aus der Schweiz ins Rennen.

Rund ein Drittel aller Wahlberechtigten des Kosovo leben im Ausland. Sie sind für den Ausgang dieser Wahlen entscheidend. Aber es läuft auch andersrum: Um Stimmen zu holen, schicken die Parteien erfolgreiche Schweiz-Kosovaren ins Rennen. Der bekannteste von ihnen ist Ragip Xhaka, der Vater der Fussballer Granit Xhaka (Bayer Leverkusen) und Taulant Xhaka (FC Basel). 

«Will Brücke sein zwischen Kosovo und der Schweiz»

Ragip Xhaka zum Interview zu treffen, ist gar nicht so einfach. Er und seine Söhne haben nicht nur gute Erfahrungen mit Medien gemacht. Schliesslich trifft man sich im noblen Hotel Swiss Diamond in Pristina. Erst will er vor der Kamera nur Albanisch reden, um alle sprachlichen Missverständnisse zu vermeiden.

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Legende: Fussballer-Vater Ragip Xhaka will in die Politik. imago images/Moritz Müller

Schliesslich lässt er sich dann doch noch zu deutschen Statements bewegen: «Ich will eine Brücke sein zwischen Kosovo und der Schweiz. Tausende Landsleute leben und arbeiten in der Schweiz. Ich möchte ihre Stimme sein, hier im Parlament.» Und er werde all jenen helfen können, welche in Kosovo investieren wollten, in Wirtschaft und Sport.

Hohe Erwartungen an Xhaka

Xhaka sass einst in Jugoslawien dreieinhalb Jahre im Gefängnis und wurde dort gefoltert, weil er friedlich demonstrieren wollte, wie er sagt. Nach seiner Haftentlassung floh er mit seiner Frau in die Schweiz – heute ist er Immobilienunternehmer. Schon zur Zeit seiner Flucht war er Mitglied der Demokratischen Partei des Kosovo (PDK), die heute die stärkste Oppositionspartei ist.

Deren langjähriger Parteichef Hashim Thaçi muss sich derzeit vor einem Sondergericht in Den Haag wegen mutmasslicher Kriegsverbrechen verantworten. Seine Partei verspricht sich viel von Xhakas Kandidatur. «Ragip verkörpert für uns Tapferkeit, Disziplin und Erfolg», sagt ein PDK-Mitglied.

Die zweitstärkste Oppositionspartei ist die Demokratische Liga des Kosovo (LDK) des ersten kosovarischen Präsidenten Ibrahim Rugova. Sie schickt Ramadusch Emini ins Rennen, der in Dietlikon (ZH) eine Gebäudetechnikfirma mit 60 Angestellten leitet. Auch er sieht einen Parlamentssitz vor allem als Gelegenheit, Investitionen in Kosovo zu fördern.

Schweizer Wohnsitz soll bleiben

Aber nicht nur. «Ich kandidiere, weil ich etwas verändern möchte. Ich möchte das Schweizer Bildungssystem in Kosovo einführen.» Er bilde in seiner Firma selber Leute aus und wolle diese Erfahrung in seiner alten Heimat einbringen, erklärt er in seiner Luxuswohnung im Städtchen Vitia im Südwesten des Kosovo. Genau wie Ragip Xhaka will er aber im Falle einer Wahl den Wohnsitz in der Schweiz behalten.

Von der derzeitigen Links-Regierung von Albin Kurti hält er nichts. «Er hat nichts bewegt in den letzten vier Jahren. Aus diesem Grund haben wir so grosses Interesse, die Regierung auszuwechseln.»

Einfach wird das aber nicht. Laut einer Umfrage käme die regierende Linkspartei Vetevendosje auf 51 Prozent, die PDK auf 19 und die LDK auf 15.5 Prozent.

10vor10, 5.2.25, 21:50 Uhr

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