- Im Zuge der Partygate-Affäre sind fünf enge Mitarbeiter des britischen Premierministers Boris Johnson zurückgetreten.
- Unter anderem kündigten Stabschef Dan Rosenfield, Johnsons privater Sekretär Martin Reynolds wie auch die langjährige Beraterin Munira Mirza.
Die Folgen der Partygate-Affäre sind für den britischen Premierminister weitreichend: Bereits die fünfte enge Mitarbeiterin von Boris Johnson macht einen Abgang: Die Beraterin Elena Narozanski – zuständig für Frauenpolitik, Kulturpolitik und Extremismus – habe gekündigt, berichtete der konservative Blog «Conservative Home» am Freitag in London.
Exodus in der Downing Street
Am Donnerstagabend teilte die Downing Street mit, dass sowohl Stabschef Dan Rosenfield als auch Johnsons privater Sekretär Martin Reynolds ihre Kündigung binnen wenigen Stunden eingereicht hätten und diese akzeptiert worden sei.
Reynolds war in der Partygate-Affäre stark unter Beschuss geraten, da er vor einer der Lockdown-Partys in der Downing Street eine Mail an rund 100 Mitarbeiter mit der Aufforderung «Bringt euren eigenen Alkohol mit» herumgeschickt haben soll.
Vorher hatten bereits Kommunikationschef Jack Doyle und die hochrangige Beraterin Munira Mirza gekündigt, wie der «Spectator» und die «Daily Mail» enthüllten. Besonders der Abgang von Munira Mirza gilt als herber Schlag für Johnson: Der missglückte Angriff von Boris Johnson auf den Oppositions-Chef Keir Starmer, bei der sich der Premier einer in rechten Kreisen verbreiteten Verschwörungstheorie bediente, brachte für sie das Fass zum Überlaufen.
Es ist nicht zu spät für Sie, aber, es tut mir leid das zu sagen, es ist zu spät für mich
Mirza drückte ihre Enttäuschung darüber aus, dass Johnson sich dafür zwar erklärt, aber nicht entschuldigt hatte – und forderte ihn auf, dies noch zu tun. «Es ist nicht zu spät für Sie, aber, es tut mir leid, das zu sagen, es ist zu spät für mich», schrieb sie in einem Abschiedsbrief.
Dem Portal «Politico» zufolge soll der überraschende Abgang von Mirza, die 14 Jahre für Johnson gearbeitet hat und bislang als eine seiner treuesten Unterstützerinnen galt, das Rücktritts-Karussell in Gang gebracht haben.
Unklar ist bislang, wie freiwillig die weiteren Rücktritte waren. In seiner Reaktion auf die offizielle Untersuchung hatte Johnson eine weitreichende Reform des britischen Amtssitzes angekündigt. So sollten etwa Zuständigkeiten klarer zugewiesen und ein neuer Koordinierungsposten geschaffen werden. Über personelle Konsequenzen wurde dabei zunächst nichts bekannt.
Kommt ein Misstrauensvotum zustande?
Während des Corona-Lockdowns haben in der Downing Street Berichten zufolge immer wieder Partys stattgefunden, bei denen Corona-Regeln gebrochen wurden. Auch Boris Johnson selbst soll teilweise dabei gewesen sein.
Ein Untersuchungsbericht wirft den Verantwortlichen Führungsversagen und Regelbrüche vor, ausserdem ermittelt die Polizei. Einige Abgeordnete seiner eigenen Partei haben Johnson bereits schriftlich ihre Unterstützung entzogen. Der BBC zufolge sollen bereits 17 Briefe bei dem zuständigen Komitee eingegangen sein, bei 54 käme es zu einem Misstrauensvotum.