- Boris Johnson sagt zwar Entschuldigung, macht aber keinen Schritt zurück.
- Ein am früheren Nachmittag publizierter interner Untersuchungsbericht zur «Party-Gate»-Affäre hatte den Verantwortlichen im britischen Regierungssitz schwere Versäumnisse bei der Einhaltung von Regeln vorgeworfen.
- Wie der Bericht erklärt, seien einige Verhaltensweisen des Personals im Zusammenhang mit den untersuchten Versammlungen schwer zu rechtfertigen.
- Ausserdem hätte es in der Downing Street und im Kabinettsbüro einige Versäumnisse in Bezug auf Führung und Urteilsvermögen gegeben.
Die Verantwortlichen hätten es versäumt, sich an Standards zu halten, die zur Zeit des Corona-Lockdowns nicht nur von der Regierung, sondern von der gesamten Bevölkerung verlangt worden seien, hiess es in dem am Montag veröffentlichten Bericht.
Zumindest einige der fraglichen Versammlungen stellen ein schwerwiegendes Versäumnis dar, nicht nur die hohen Standards einzuhalten, die von denjenigen erwartet werden, die im Herzen der Regierung arbeiten, sondern jene, die von der gesamten britischen Bevölkerung zu dieser Zeit erwartet wurden.
«Zumindest einige der fraglichen Versammlungen stellen ein schwerwiegendes Versäumnis dar, nicht nur die hohen Standards einzuhalten, die von denjenigen erwartet werden, die im Herzen der Regierung arbeiten, sondern auch die Standards, die von der gesamten britischen Bevölkerung zu dieser Zeit erwartet wurden», stellte die Spitzenbeamtin Sue Gray fest.
Einige der Treffen hätten nicht stattfinden dürfen oder sich nicht in der Weise entwickeln dürfen, wie es letztlich geschah, betonte Gray. Das Verhalten einiger Beteiligter sei «schwer zu rechtfertigen». Es habe in verschiedenen Bereichen von Downing Street Nummer 10 und dem angegliederten Cabinet Office, der zentralen Regierungsbehörde, ein deutliches Führungsversagen gegeben. Ausserdem sei offensichtlich zu wenig darüber nachgedacht worden, welches Gesundheitsrisiko einige Versammlungen bedeutet hätten und wie sie in der Öffentlichkeit vor dem Hintergrund der landesweiten Notlage erscheinen mochten.
Gray forderte: «Aus diesen Ereignissen müssen wichtige Erkenntnisse gezogen werden, die sofort regierungsweit angegangen werden müssen.» Damit müsse nicht auf das Ende der Polizeiermittlungen gewartet werden.
Nur ein Teil der Wahrheit
Parallel zum Bericht gehen die Ermittlungen von Scotland Yard zu den Feiern am Regierungssitz mit potenziellen Verstössen gegen die Corona-Auflagen weiter. Mehrere Weihnachtsfeiern, eine Geburtstagsrunde, eine Gartenparty und nächtliche Trinkgelage vor dem Begräbnis von Prinz Philip: Die Liste der mutmasslich illegalen Zusammenkünfte in Regierungsgebäuden ist lang geworden. Der Bericht von Sue Gray sollte zunächst klären, wer wann und wo, wie oft und wie lange mit wem gefeiert hat.
Die Behörde hatte die Beamtin gebeten, in ihrem Bericht auf diese Partys nur minimal Bezug zu nehmen. Daher gilt der Report als abgeschwächt gegenüber seiner ursprünglichen Version – worauf die Beamtin auch selbst Bezug nimmt. Was sie über einige Veranstaltungen sagen könne, sei «extrem eingeschränkt» und es sei daher aktuell unmöglich, eine aussagekräftige Zusammenfassung all ihrer Informationen bereitzustellen.
Stattdessen nennt Gray konkrete Punkte, die sich ihrer Meinung nach in dem britischen Regierungssitz ändern sollten. «Exzessiver Konsum von Alkohol ist in einem professionellen Arbeitsumfeld zu keiner Zeit angemessen», schrieb sie. Ausserdem sei die Zahl der Mitarbeiter in der Downing Street stark gewachsen, allerdings gebe es keine klaren Zuständigkeiten, was reibungslosen Abläufen entgegenstehe.