John Bolton, der ehemalige Sicherheitsberater von US-Präsident Donald Trump, erhebt Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Chef. Das Buch soll nächste Woche erscheinen – US-Medien haben Auszüge daraus jedoch bereits veröffentlicht.
Über allem steht die Wiederwahl: Fast sämtliche wichtigen Entscheide des Präsidenten seien von Überlegungen zu seiner Wiederwahl getrieben, schreibt Bolton. «Es ist wirklich schwierig, irgendeine signifikante Entscheidung Trumps während meiner Zeit im Weissen Haus zu identifizieren, die nicht von Überlegungen zu seiner Wiederwahl getrieben war», schreibt Bolton.
Verhinderungen von Ermittlungen: Ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump wäre nicht nur wegen der Vorwürfe in der Ukraine-Affäre, sondern auch wegen anderer Fälle gerechtfertigt gewesen, schreibt Bolton. Trump habe mehrfach strafrechtliche Ermittlungen zugunsten von «Diktatoren» unterbunden, etwa in Bezug auf China und die Türkei. Dabei sei es unter anderem um Ermittlungen gegen die Unternehmen ZTE und Halkbank gegangen. «Das Verhaltensmuster sah nach Behinderung der Justiz als Alltagsgeschäft aus», so Bolton. Er habe seine Bedenken damals auch schriftlich an Justizminister William Barr gemeldet.
Machtmissbrauch für persönliche Interessen: Trump habe Chinas Präsidenten Xi Jinping bei Verhandlungen um ein Handelsabkommen angefleht: Er solle ihm dabei helfen, 2020 wiedergewählt zu werden und in den landwirtschaftlich geprägten Bundesstaaten im November zu siegen. Chinas Versprechen, mehr landwirtschaftliche US-Produkte zu kaufen, seien ein wichtiger Teil des Abkommens gewesen. Trump habe Chinas Präsident Xi Jinping gebeten, sicherzustellen, «dass er gewinnen würde», schreibt Bolton demnach. «Ein Präsident darf die legitime Macht der Regierung nicht missbrauchen, in dem er seine persönlichen Interessen mit den Interessen des Landes gleichsetzt ...», schreibt Bolton weiter.
Peinliche Wissenslücken: Trump habe laut Bolton etwa nicht gewusst, dass Grossbritannien eine Atommacht sei und einmal gefragt, ob Finnland zu Russland gehöre, wie Bolton der «New York Times» zufolge schreibt. Zudem soll Trump einen Nato-Austritt ernsthaft erwogen und eine Invasion Venezuelas als «cool» bezeichnet haben.
Aussenpolitik nach Bauchgefühl: Nicht nur Bolton sei Trumps willkürliche Diplomatie aufgefallen: Während eines Treffens mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un 2018 habe Aussenminister Mike Pompeo ihm einen Zettel zugesteckt, in dem jener über Trump geschrieben habe: «Der redet so viel Scheisse».
Menschenrechte kein Thema: Bei einem Treffen habe Trump dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping gesagt, dieser sei «die tollste Führungsperson der chinesischen Geschichte». Die Lage der Menschenrechte in China – etwa die Demokratiebewegung in Hongkong oder die unterdrückte muslimische Minderheit der Uiguren – hätten Trump nicht interessiert. Trump soll Xi sogar zur weiteren Unterdrückung und Internierung der muslimischen Minderheit in Umerziehungslagern ermuntert haben.
Auch gegen Berater des Präsidenten, darunter Schwiegersohn Jared Kushner, teilt Bolton aus – Selbstkritik scheint hingegen Mangelware. Bolton hatte rund eineinhalb Jahre eng mit Trump zusammengearbeitet.