- Bei Protesten gegen die Regierung im Irak sind zahlreiche Personen getötet worden. Laut unterschiedlichen Quellen kamen zwischen 27 und 40 Menschen ums Leben.
- Fast 1800 Menschen wurden laut Sicherheitskreisen verletzt.
- Unter den Toten waren demnach 25 Demonstranten sowie ein Geheimdienstmitarbeiter und ein Mitglied einer einflussreichen Miliz.
In der Hauptstadt Bagdad wurden laut der irakischen Menschenrechtskommission acht Demonstranten getötet. Mindestens fünf von ihnen wurden tödlich von einer Tränengasgranate im Gesicht getroffen, wie es im Umfeld von Polizei und Medizinern hiess.
Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Blendgranaten ein, um die Menge zurückzudrängen, die zur sogenannten Grünen Zone zog, in der sich das Regierungsviertel und die ausländischen Botschaften befinden. «Alles, was wir wollen, sind vier Dinge: Arbeitsplätze, Wasser, Strom und Sicherheit. Das ist alles, was wir wollen», sagte ein 16-jähriger Demonstrant.
Milizen eröffnen das Feuer
Im Süden starben in der Stadt Nasirija mindestens sechs Demonstranten. Mitglieder der vom Iran unterstützten Miliz Asaib Ahl al-Hak eröffneten das Feuer, als Demonstranten versuchten, das örtliche Büro der Organisation in Brand zu setzen, wie aus Sicherheitskreisen verlautete.
Acht Menschen wurden in der Stadt Amara getötet, darunter sechs Demonstranten, ein Mitglied der AAH-Miliz und ein Geheimdienstler. Auch in der Ölstadt Basra und in Samawa gab es Tote.
Aufruf zu Gewaltfreiheit
Der führende schiitische Geistliche des Landes, Grossajatollah Ali al-Sistani, rief Demonstranten und Sicherheitskräfte dazu auf, friedlich zu bleiben. Wahre Reformen und ein Wandel im Land müssten mit friedlichen Mitteln erreicht werden.
Zugleich erklärte Sistani, der sich allenfalls in Krisen ins politische Geschäft einmischt, die Sicherheitskräfte dürften Gewalt gegen privaten und öffentlichen Besitz nicht zulassen. Der Unmut der Bevölkerung richtet sich seit längerem gegen die Regierung von Ministerpräsident Adel Abdul Mahdi.
Am Donnerstag hatte er erklärt, die Menschen hätten die Freiheit, ihre Meinung kundzutun. Gewalt werde aber nicht toleriert. In einem Regierungsbericht wurde den Sicherheitskräften kürzlich übermässige Gewaltanwendung vorgeworfen.