Die Unruhen nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd nach einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis vor einer Woche halten an. Auslöser für die Wut der Demonstranten ist ein rund zehn Minuten langes Video, das auf Facebook gestellt wurde: Ein weisser Polizist drückte sein Knie mehrere Minuten lang auf den Hals Floyds, der um Hilfe flehte, bevor er das Bewusstsein verlor. Wiederholt sagte er: «Ich kann nicht atmen.» Er starb kurz danach im Spital. Floyds Tod ist kein Einzelfall. Ein paar Beispiele.
Der Fall Trayvon Martin ereignete sich am Abend des 26. Februar 2012 in Sanford im US-Bundesstaat Florida. Der 17-jährige afroamerikanische Highschool-Schüler wurde vom 28-jährigen George Zimmerman, einem Nachbarschaftswachmann des betreffenden Viertels, erschossen.
Als Begründung gab der Wachmann Notwehr an. Der Todesfall und seine Umstände lösten in den USA eine landesweite Rassismus-Diskussion aus. Zimmerman wurde des Mordes mit bedingtem Vorsatz («second degree murder») angeklagt. Der Prozess begann am 10. Juni 2013 in Sanford. Am 13. Juli 2013 wurde Zimmerman von einer sechsköpfigen Jury nach 16-stündiger Beratung für unschuldig befunden und freigesprochen.
Der Todesfall Eric Garner ereignete sich am Nachmittag des 17. Juli 2014 auf Staten Island in New York City. Dabei wurde der 43-jährige Asthma-kranke Afroamerikaner beim gewaltsamen Anlegen von Handschellen durch mehrere Polizisten während seiner Festnahme zu Boden gedrückt und erstickte.
Bald darauf gelangten über Youtube zwei Videos des Vorfalls an die Öffentlichkeit und erregten grosses nationales und internationales Aufsehen. Der Vorfall führte zu einer Untersuchung. Eine Jury entschied am 3. Dezember 2014, dass gegen Daniel Pantaleo, Hauptakteur der Polizei, keine Anklage erhoben werde.
Im August 2014 tötete ein weisser Polizist den unbewaffneten 18-jährigen Schüler Michael Brown in einem Wohnviertel von Ferguson im US-Bundesstaat Missouri. Mehrere Stunden lang lag Brown tot auf der Strasse.
Mutmasslich war ein Streit über die Benutzung des Trottoirs Auslöser für die tödlichen Schüsse. Weil sich der Polizist nicht vor einem Gericht verantworten musste, brachen in mehreren Städten der USA gewaltsame Proteste aus. Nach einem Bericht des US-Justizministeriums über weitverbreiteten Rassismus bei der Polizei trat der Polizeichef von Ferguson zurück.
Am 6. Juli 2016 wurde Philando Castile, ein 32-jähriger Afroamerikaner, während einer Autofahrt in Minnesota angehalten und von einem 29-jährigen Polizeibeamten getötet. Die Freundin des Getöteten, die mit im Auto sass, hatte die Situation live in einem Video auf Facebook festgehalten. Die Aufnahmen zeigen einen blutüberströmten Mann auf dem Fahrersitz und einen Polizisten, der mit gezückter Waffe vor dem Fenster steht.
Die Frau sagt in dem Video, dass sie wegen eines defekten Rücklichts angehalten worden seien. Der Polizeibeamte habe «ohne ersichtlichen Grund» mehrere Schüsse auf den Arm ihres Freundes abgegeben, noch bevor dieser seine Fahrzeugpapiere habe zeigen können. Er habe dem Polizisten zuvor mitgeteilt, dass er eine Pistole dabei habe, für die er aber eine Lizenz besitze.