Das ist passiert: Ein Helikopter mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi an Bord ist am Sonntagabend im Nordwesten des Landes verunglückt. Inzwischen sind gemäss iranischen Regierungsangaben alle neun Todesopfer identifiziert worden. Trotz starker Verbrennungen sei die Identität der Insassen festgestellt worden, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Tasnim. Ihre Leichen seien nach Tabris, Hauptstadt der Provinz Ost-Aserbaidschan, überführt worden.
Diese Personen waren an Bord: Die Rettungskräfte haben am Montagmorgen die Leichen Raisis und der acht weiteren Passagiere gefunden, darunter auch Aussenminister Hossein Amir-Abdollahian. Dies teilte der Rote Halbmond mit und verkündete danach das Ende der Suchoperationen. Der Nachrichtenagentur Tasnim zufolge war der Freitagsprediger aus Tabris nach dem Absturz noch am Leben und nahm Kontakt mit dem Präsidialamt auf, ehe er seinen Verletzungen erlag.
Spekulationen zur Ursache: Zur Ursache gab es zunächst keine offiziellen Informationen. Der Helikopter stürzte in den Bergen in dichtem Nebel ab. Daraufhin entbrannten Spekulationen, ob der Absturz auf schlechtes Wetter, einen technischen Defekt oder gar Sabotage zurückzuführen sei. Klarheit darüber gab es bis zum Montagmittag nicht. Israel hat sich bislang nicht offiziell geäussert. Israelische Medien berichteten jedoch unter Berufung auf Regierungsvertreter, dass Israel nichts mit dem Vorfall im Land seines Erzfeindes zu tun habe.
Flugunfälle in Iran keine Seltenheit: Irans Luftwaffe gilt als stark veraltet, ihre Modernisierung kommt angesichts scharfer internationaler Sanktionen kaum voran, Ersatzteile sind schwer zu beschaffen. Viele Flugzeuge und Helikopter stammen noch aus der Zeit vor der Islamischen Revolution von 1979, als das Land enge Beziehungen zu den USA unterhielt. Immer wieder kommt es zu folgenschweren Unfällen und Abstürzen.
Hier kam es mutmasslich zum Absturz: Der Vorfall ereignete sich in der Nähe der Stadt Jolfa im Norden Irans an der Grenze zu Aserbaidschan. Es handelt sich um eine bergige Waldregion.
Darum war Raisi in der Region unterwegs: Der iranische Präsident war mit Aussenminister Hossein Amir-Abdollahian auf der Rückreise von einem Treffen mit dem Präsidenten des Nachbarlandes Aserbaidschan, Ilham Aliyev. Gemeinsam hatten sie einen Staudamm eingeweiht. Es sollte ein Zeichen der Kooperation sein, nachdem die Beziehung der Länder zuletzt angespannt war.
So geht es weiter: Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei hat fünf Tage Staatstrauer angeordnet, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Am Dienstag sollen in den Städten Tabris und Ghom Trauerfeierlichkeiten stattfinden. Das Datum für die Beerdigung ist noch nicht bekannt. Gleichzeitig übertrug der Religionsführer die Amtsgeschäfte an Raisis ersten Vize Mohammed Mochber und beauftragte ihn, mit der Spitze der Justiz und des Parlaments innert 50 Tagen Neuwahlen zu organisieren. Der 28. Juni wurde dafür vorgeschlagen, wie die Nachrichtenagentur Isna berichtete. Vizeaussenminister Ali Bagheri, der eine führende Rolle als Unterhändler bei Atomverhandlungen mit dem Westen hatte, wurde zum geschäftsführenden Aussenminister ernannt, wie die Nachrichtenagentur weiter berichtete.