- Bei den Präsidentschaftswahlen in Peru liefern sich die beiden Kandidaten weiterhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
- Nach Auszählung von mehr als 94 Prozent der Stimmen liegt der linksgerichtete Bewerber Pedro Castillo nun knapp vor der rechtspopulistischen Kandidatin Keiko Fujimori.
- Nachdem zunächst Fujimori knapp in Führung gelegen hatte, schob sich Castillo den jüngsten Teilergebnissen zufolge mit 50.1 Prozent der Stimmen an seiner Konkurrentin vorbei, die nun auf 49.8 Prozent kam.
Der Lehrer und Gewerkschafter Castillo profitierte davon, dass immer mehr Ergebnisse aus den Wahllokalen auf dem Land, seiner Wählerbastion, eintrafen. Bis zur Verkündung eines offiziellen Endergebnisses könnten aber noch mehrere Tage vergehen.
Mehr als eine Million Stimmen von Peruanern, die im Ausland abgestimmt haben, müssen noch ausgezählt werden. Der 51-jährige Castillo hatte seine Anhänger am Sonntag zur Ruhe aufgerufen. «Sie haben unsere Stimmen noch nicht ausgezählt», sagte er. Seine Partei geniesst besonders in ländlichen Regionen einen starken Rückhalt.
Auch Fujimori mahnte zur Zurückhaltung: «Angesichts des schmalen Abstandes müssen wir vorsichtig sein – und das sage ich für alle Peruaner». Beide Kandidaten hatten bei ihrer Stimmabgabe am Sonntag versprochen, das Wahlergebnis zu akzeptieren.
Die 46-jährige Fujimori, Tochter des früheren Präsidenten Alberto Fujimori, bewarb sich bereits zum dritten Mal um das höchste Staatsamt. 2011 und 2016 landete sie in der Stichwahl jeweils knapp hinter ihren Konkurrenten, dieses Jahr unterlag sie in der ersten Runde überraschend Castillo. Fujimori steht in der Affäre um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht unter Korruptionsverdacht und verbrachte insgesamt 16 Monate in Untersuchungshaft.
Massiv von Corona getroffen
Der Sieger der Stichwahl steht vor einer schwierigen Herausforderung: Peru leidet unter einer Rezession und ist weltweit das Land mit der höchsten Corona-Sterblichkeitsrate im Verhältnis zur Bevölkerungszahl. In dem Land mit 33 Millionen Einwohnern starben durch die Pandemie bislang 184'000 Menschen. Zwei Millionen Menschen haben während der Pandemie ihren Job verloren. Knapp ein Drittel der Bevölkerung lebt in Armut.
Das Land erlebte zudem eine lange Phase politischer Instabilität: In den vergangenen drei Jahren wechselte vier Mal der Staatschef und sieben der letzten zehn Präsidenten wurden entweder wegen Korruption verurteilt oder Ziel von Ermittlungen.