Präsidentschaftswahl in Peru: Am Sonntag findet in Peru die Stichwahl für das Präsidentenamt statt. Es stehen ein Kandidat und eine Kandidatin zur Auswahl. Für die Rechten und das Establishment kandidiert Keiko Fujimori, die Tochter des ehemaligen autokratischen Präsidenten Alberto Fujimori. Für die Linke steht der Sozialist und ehemalige Primarlehrer Pedro Castillo zur Wahl.
Die «Diktatorentochter»: Die neoliberale Kandidatin Keiko Fujimori wird in manchen Medien als Diktatorentochter bezeichnet. Ihr Vater Alberto Fujimori, der zehn Jahre lang Präsident Perus war, sitzt eine 25-jährige Haftstrafe wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Korruption ab.
«Alberto Fujimori regierte Peru willkürlich, autoritär und wie er selbst sagte, mit harter Hand», sagt SRF-Südamerikakorrespondent David Karasek. Das wolle seine Tochter nun auch. Sie präsentiere sich als Garantin der Investoren und des neoliberalen Modells. Keiko Fujimori sass letztes Jahr im Rahmen eines immer noch laufenden Korruptionsprozesses selbst in Untersuchungshaft.
Nie wieder Fujimori: Keiko Fujimori kandidiert zum dritten Mal, nach 2011 und 2016. «Für viele Peruanerinnen und Peruaner war sie in der Vergangenheit nicht wählbar. Die Nie-Wieder-Fujimori-Bewegung ist stark», sagt der Korrespondent.
«Unterbelichteter Hinterwäldler»: Die Elite bezeichnet die Bauern und ihren Vertreter Pedro Castillo als unterbelichtete Hinterwäldler. Castillo, ehemaliger Primarlehrer stammt aus einem Dorf und hatte noch nie ein politisches Amt inne. Er reitet auf dem Pferd von Dorf zu Dorf und betreibt Mund-zu-Mund-Wahlkampf. Er trägt immer einen Strohhut.
Castillo ist ein Marxist: Er vertritt die Partei Peru Libre, die mit einem marxistischen Programm antritt. «Er will die Verfassung ändern, das Verfassungsgericht abschaffen, die Medien regulieren und die Rohstoffförderung und Teile der Infrastruktur verstaatlichen», so der SRF-Korrespondent. Ihm werde zudem eine gewisse Nähe zur Ideologie der maoistischen Terrororganisation Leuchtender Pfad nachgesagt.
Die Guerillaaktivitäten dieser Gruppe lösten über zehn Jahre andauernde bürgerkriegsähnliche Konflikte aus, die fast 70'000 Menschen das Leben kosteten.
Was die Kandidierenden gemeinsam haben: Beide setzen sicherheitspolitisch auf eine harte Hand. Gesellschaftspolitisch vertreten sie konservative Positionen, zum Beispiel gegen Homo-Ehe oder gegen Abtreibung. Beide sind für die Ausbeutung der Bodenschätze und für beide haben Umweltschutz und Menschenrechte kaum Bedeutung.
Fehlende Infrastruktur machen Hygieneregeln zum Problem: Acht Millionen Menschen haben in Peru keinen Zugang zu sauberem Wasser. Sie können daher während der Pandemie die Hände nicht wie vorgeschrieben waschen. Und rund die Hälfte aller Haushalte in Peru besitzt keinen Kühlschrank. Sie müssen jeden Tag auf den Markt gehen, um frische Lebensmittel zu kaufen und gehen das Risiko ein, sich mit Corona anzustecken. Ob der Ausgang der Präsidentschaftswahl an diesen Zuständen etwas ändert, ist offen. Peru hat die höchste Pandemiesterblichkeit weltweit zu verzeichnen.