- Nach der Ermordung des Politikers Fernando Villavicencio an einer Wahlkampfveranstaltung verhängt Staatschef Guillermo Lasso den Ausnahmezustand für 60 Tage und kündigt eine Staatstrauer an.
- Villavicencio war ein Kandidat für die Neuwahlen um die ecuadorianische Präsidentschaft.
- Der mutmassliche Täter ist nach einem Schusswechsel mit dem Sicherheitspersonal ebenfalls gestorben.
Nebst der dreitägigen Staatstrauer ordnete der ecuadorianische Staatschef Guillermo Lasso die landesweite Mobilisierung der Streitkräfte zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger und des Wahlprozesses an. Die Präsidentenwahl solle wie geplant stattfinden.
Bei dem Zwischenfall habe es zudem mindestens neun Verletzte gegeben, darunter eine Kandidatin für die Parlamentswahl sowie zwei Polizisten, hiess es in einem Tweet der Staatsanwaltschaft.
Gemäss Medienberichten wollte Fernando Villavicencio in der Hauptstadt Quito in ein Auto steigen, als ihm jemand mehrfach in den Kopf geschossen hat. Die Tat ist auf Videos in sozialen Medien zu sehen. Gemäss der Staatsanwaltschaft Ecuadors ist der mutmassliche Schütze ebenfalls gestorben. Der Verdächtige wurde während des Schusswechsels mit dem Sicherheitspersonal verletzt und sei daraufhin den Verletzungen erlegen. Laut Lasso seien sechs weitere Personen festgenommen worden.
Neuwahlen in zehn Tagen
Nach der Auflösung des Parlaments und der Ankündigung von Neuwahlen im Mai dieses Jahres war Fernando Villavicencio der Erste, der seine Kandidatur für das Präsidentschaftsamt Ecuadors bekannt gab. Die Wahl findet am 20. August statt.
Villavicencio kritisierte erst als Journalist und später als Abgeordneter immer wieder die weitverbreitete Korruption in Ecuador. Nach zwei Jahren im mittlerweile aufgelösten Parlament ist Villavicencio für die Koalition Movimiento Construye ins Rennen um den Präsidentschaftssitz eingestiegen und war damit einer von insgesamt acht Kandidaten und Kandidatinnen. Nach Meinungsumfragen lag Villavicencio mit 7.5 Prozent der Wählerstimmen auf dem vierten oder fünften Platz.
Amtsenthebungsverfahren gegen Lasso und Neuwahlen
Nachdem im Mai gegen den amtierenden Präsidenten Guillermo Lasso ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet worden war, rief der Präsident Neuwahlen in Ecuador aus und löste das Parlament auf. Lasso wurden Veruntreuung und Beziehungen zur albanischen Mafia vorgeworfen. Auf dem Kurznachrichtendienst X, der früher Twitter hiess, zeigt sich Lasso schockiert über die Ermordung Villavicencios. Der Präsident spricht der Familie sein Beileid aus.
Guillermo Lasso macht in den sozialen Medien das organisierte Verbrechen für den Gewaltakt an Villavicencio verantwortlich. Das organisierte Verbrechen sei aber zu weit gegangen und werde die Härte des Gesetzes zu spüren bekommen. Des Weiteren rief Lasso das Sicherheitskabinett sowie andere staatliche Behörden zu einer dringlichen Sitzung zusammen.
Ecuador steckt in einer schweren politischen Krise. Die Zustimmungswerte für Regierung und Parlament sind sehr niedrig. Das einst friedliche Land leidet derzeit zudem unter einer Welle der Gewalt. Die Regierung macht vor allem Drogenhändler dafür verantwortlich.