- In Kolumbien hat am Sonntag die erste Runde der Präsidentschaftswahl stattgefunden.
- Sechs Kandidaten standen zur Wahl, unter ihnen der ehemalige Guerillakämpfer und früherer Bürgermeister Bogotás Gustavo Petro.
- Der Linkskandidat kam auf 40.3 Prozent der Stimmen, wie die Wahlbehörde am Sonntagabend (Ortszeit) mitteilte.
Den zweiten Platz belegte der parteilose Unternehmer Rodolfo Hernández. Er kam auf 28.1 Prozent der Stimmen. Petro und Hernández werden am 19. Juni in der Stichwahl aufeinandertreffen. Dann können die Kolumbianerinnen und Kolumbianer entscheiden, wer ihr neuer Präsident wird. Für eine Wahl zum Präsidenten werden 50 Prozent der Gesamtstimmen benötigt.
Bevorstehender Kurswechsel in Kolumbien?
Setzt sich Petro auch in der zweiten Runde durch, würde erstmals in der jüngeren Geschichte des südamerikanischen Landes ein Linker in den Regierungspalast Casa de Nariño in Bogotá einziehen.
Kolumbien ist traditionell konservativ geprägt. Zwar ist die soziale Ungleichheit enorm, bislang war linke Politik durch die Gewalt der Guerillagruppen im jahrzehntelangen Bürgerkrieg allerdings stets diskreditiert.
Kolumbien litt über Jahrzehnte unter einem blutigen Bürgerkrieg zwischen linken Rebellen, rechten Paramilitärs und staatlichen Sicherheitskräften. 220'000 Menschen kamen dabei ums Leben, Millionen wurden vertrieben. 2016 schloss die Regierung einen Friedensvertrag mit der linken Farc-Guerilla, die Hoffnung auf einen Aufschwung war gross.
Doch die Gewalt ist vor allem in ländlichen Gebieten zurück. 300'000 Polizisten und Soldaten waren am Sonntag im Einsatz, um Wähler, Wahlhelfer und Kandidaten zu schützen.
Mit Populismus gegen die Korruption
Der 70-jährige millionenschwere Bauunternehmer Rodolfo Hernández war Bürgermeister der Grossstadt Bucaramanga, verfügt aber über wenig Beziehungen im politischen Bogotá. Der Populist verspricht im Falle eines Wahlsiegs eine schlanke Regierung und einen entschlossenen Kampf gegen die Korruption.
Derzeit laufen allerdings gegen ihn Ermittlungen wegen des Vorwurfs der Bestechung. Hernández bestreitet die Anschuldigungen und sagt, dass sie nur darauf abzielten, seine Präsidentschaftskandidatur zu behindern.
Der 62-jährige Petro hatte zuvor in Meinungsumfragen geführt. Er will für eine Umverteilung der Renten und kostenlose öffentliche Universitäten einstehen sowie die Ungleichheit im Land bekämpfen.
Petros Vizekandidatin Márquez, eine 40-jährige schwarze Bürgerrechtlerin und Umweltaktivistin, soll dabei die Sehnsucht der jungen Generation nach einem Politikwechsel symbolisieren.
40 Prozent der Kolumbianerinnen und Kolumbianer leben aktuell unter der Armutsgrenze. Grund dafür sind unter anderem die Regierung des amtierenden rechtskonservativen Präsidenten Ivan Duque, seine Korruptionsskandale, aber auch die Corona-Pandemie. Der Unmut gipfelte vor einem Jahr in massiven sozialen Protesten gegen das Duque-Regime.