- In Argentinien hat der libertäre Populist Javier Milei die Vorwahlen zur Präsidentschaftswahl laut Medienberichten gewonnen.
- Wie die Zeitung «Clarín» berichtete, holte der 52-jährige Ökonom nach Auszählung von mehr als 96 Prozent der Wahllokale 30.11 Prozent der Stimmen.
- Die Vorwahlen am Sonntag gelten als Weichenstellung für die Präsidentschaftswahl am 22. Oktober.
Er könnte der nächste Präsident Argentiniens werden: Javier Milei. Er gilt als rechtsliberaler Ökonom, der Argentinien radikal liberalisieren will. Selbst bezeichnet sich Milei als «Anarchokapitalisten». Mit seiner Partei La Libertad Avanza will er unter anderem die Zentralbank abschaffen und den US-Dollar als Währung einführen.
Zudem will er die öffentlichen Ausgaben kürzen und das Bildungs- und Gesundheitssystem privatisieren. Milei wird eine ideologische Nähe zum früheren brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro und zu Ex-US-Präsident Donald Trump nachgesagt.
An die Vorwahlen angetreten sind für die konservative Opposition der Bürgermeister der Hauptstadt Buenos Aires, Horacio Rodríguez Larreta, und die frühere Innenministerin Patricia Bullrich. Gemeinsam kamen sie auf 28.27 Prozent, mit einem Vorsprung Bullrichs vor Rodríguez.
Das peronistische linke Regierungslager landete mit 27.19 Prozent nur auf Platz drei, wobei Wirtschaftsminister Sergio Massa (21.35 Prozent) weit vor seinem parteiinternen Mitbewerber, dem Hochschullehrer und Gewerkschaftsführer Juan Grabois (5.85 Prozent), lag.
Argentinier leiden unter der Wirtschaftskrise
Die Wirtschaftskrise hatte viele Argentinierinnen und Argentinier von den grossen Parteien entfremdet und den Weg für einen Überraschungssieg der Liberalen geebnet. Der Mitte-links-Regierung wurden die hohe Inflation und die Krise bei den Lebenshaltungskosten angelastet. «Dies ist eine neue Chance, die Dinge zu ändern. Die Inflation bringt uns um, und die Unsicherheit der Arbeitsplätze macht es unmöglich, sein Leben zu planen», sagt Adriana Alonso, eine 42-jährige Hausfrau.
Argentinien steckt seit längerem in einer schweren Finanz- und Wirtschaftskrise. Die Inflationsrate liegt bei 115 Prozent. Das Land leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie und einer grossen Schattenwirtschaft, die dem Staat viele Steuereinnahmen entzieht. Die Landeswährung Peso wertet gegenüber dem US-Dollar immer weiter ab, der Schuldenberg wächst ständig.