«Wir kämpfen nicht mehr um Gelände, sondern um unsere Existenz», sagt ein Rebell im schmalen Band zwischen Aleppo und der türkischen Grenze, das noch von sunnitischen Aufständischen gehalten wird. Das Gebiet galt gerade noch als ein Kerngebiet der syrischen Rebellion. Versorgt wurde es von der Türkei.
Kurden kooperieren mit Regierungstruppen
Doch dass russische Eingreifen mittels massiver Luftunterstützung, brachte den Assad-Kräften den strategischen Vorteil. Sie werden bei ihrer Offensive flankiert von kurdischen Kämpfern, die im Raum Aleppo nun ganz offensichtlich mit den Regierungstruppen kooperieren.
Auf der Seite von Assad kämpfen auch schiitische Milizen aus mehreren umliegenden Ländern, darunter die libanesische Hizbollah. Sie zeigte auf ihrem Fernsehkanal den Einmarsch in einen Vorort von Tel Rafat, einer der letzten Rebellenhochburgen vor der Grenze.
Auch die Gegenseite bestätigt diesen Verlust: Unter den Rebellen seien Dschihadisten von Al Kaida und andere, islamistische Kampfgruppen, sagt ein Aktivist der Opposition.
Grenze zur Türkei bleibt zu
Das erklärte Ziel der syrischen Regierung ist es, mit russischer Hilfe die Grenze zur Türkei unter Kontrolle zu bringen, um die letzten Nachschublinien der Rebellen zu kappen.
Nördlich von Aleppo sind die Regimekräfte keine dreissig Kilometer mehr davon entfernt. Doch unmittelbar an der türkischen Grenze harren noch immer zehntausende Flüchtlinge aus. Es ist völlig unklar, was mit ihnen geschieht, wenn die syrischen Regierungskräfte tatsächlich bis zur Grenze vorrücken.
Die Türkei schickt Lastwagen mit Zelten und Nahrungsmitteln, hält die Grenzübergänge selbst aber für Flüchtlinge weiter geschlossen. Die Menschen harren in der Kälte aus, viele im Freien.
Bald 100'000 Flüchtlinge?
Ihre Zahl könnte bald auf mehrere Hunderttausend anschwellen, sobald die Assad-Kräfte die Schlinge auch in Aleppo selbst weiter zuziehen, so die Befürchtung. Der Ostteil der Grossstadt wird noch von Rebellen gehalten und ist stark unter Druck.
Radikale Islamisten haben auch die Nachbarprovinz Idlib noch unter Kontrolle. Aber auch für sie haben sich die Perspektiven mit der Regimeoffensive im Raum Aleppo verschlechtert.