- Emmanuel Macron will Hunderte Millionen in Marseille investieren, um die sozialen Probleme in der Hafenstadt zu bekämpfen.
- Dieses Jahr wurden in den verarmten Vierteln im Drogenmilieu bereits 15 Todesopfer registriert.
- Der Marseille-Besuch von Präsident Macron wurde gut sieben Monate vor den Präsidentschaftswahlen in Frankreich von Medien und Opposition als Wahlkampfauftakt nach der Sommerpause eingeschätzt.
Am Donnerstag hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron während eines dreitägigen Besuchs in Marseille den «Marseille-Plan» vorgestellt. Dieser sieht eine Finanzspritze von mehreren hundert Millionen Euro in Schulen, Städtebau und Sicherheit vor. Ausserdem sollen nach der Aufstockung von 100 Polizeikräften im laufenden Jahr weitere 200 Beamte im nächsten Jahr dazukommen.
Grund für den Plan Macrons sind unter anderem 15 Menschenleben, welche das Drogenmilieu in den verarmten Hochhausvierteln Marseilles gefordert hat. Politiker und Bewohner waren daraufhin in Trauermärschen für die teils noch jugendlichen Todesopfer durch die Strassen gezogen.
Macron besucht betroffenes Viertel
Bei seiner Ankunft am Mittwochnachmittag besuchte Macron eines der betroffenen Drogenviertel und setzte sich unter anderem mit Müttern zusammen, die ihre Söhne in den Drogenkonflikten verloren haben.
Am Donnerstag besuchte Macron eine Schule zum Unterrichtsstart nach den Ferien und versprach Investitionen in Bildung an Orten, wo sich Armut, familiäre Probleme und eine schlechte Wohnsituation konzentrierten. Marseille sei eine Stadt, in der sich diese Probleme angesammelt hätten.
Vor Macrons Besuch hatte eine grosse Aufräum- und Reinigungsaktion in einigen Wohnblöcken stattgefunden. Dies sei zwar eine höfliche Geste, löse aber die eigentlichen Probleme der Menschen nicht, betonte Macron. Sein Vorstoss sei «kein in Paris gemachter Milliardenplan», denn auch das Scheitern vorangegangener Bemühungen werde analysiert.
Politiker empört über Zufahrtskontrollen von Dealern
Kurz vor Macrons Besuch sorgten Fernsehbilder für Wirbel, auf denen Dealer zu sehen waren, die mit einem selbst errichteten Schlagbaum die Zufahrt zu ihrem Viertel kontrollierten. Das sei doch nichts Ungewöhnliches, fast alle Cités in Marseille hätten solche Kontrollpunkte, kommentierte ein Vertreter der Polizeigewerkschaft.
Rechtspopulistin und Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen schimpfte über «rechtsfreie Zonen». Innenminister Gérald Darmanin ordnete eine Razzia im Viertel an, wo vier Festnahmen erfolgten, sowie Drogen und Bargeld beschlagnahmt wurden.
Macrons inszenierter Marseille-Besuch wurde gut sieben Monate vor den Präsidentschaftswahlen in Frankreich nicht nur von der Opposition als Wahlkampfauftakt nach der Sommerpause eingeschätzt.
Die Zeitung «Le Figaro» titelte «In Marseille, Macron auf der Suche nach der verlorenen Zeit» und verwies in Hinblick auf ungelöste Sozialprobleme und Spaltungen innerhalb der französischen Gesellschaft auf ähnliche Probleme in Strassburg, Nantes oder Paris.