Es war die erste koordinierte Protestaktion seit der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump. Die Organisatoren sprechen von Millionen Teilnehmenden, offizielle Zahlen gibt es nicht. In der Hauptstadt Washington versammelten sich Zehntausende auf der National Mall zwischen dem Weissen Haus und dem Kapitol.
«Wir haben fast alles verloren»
«Hände weg», lautete das Motto der Protestaktion. Wie vielfältig die Anliegen der Demonstrierenden sind, zeigen ihre Botschaften auf den meist selbst gebastelten Plakaten. Sie stören sich an Kürzungen bei der Entwicklungszusammenarbeit, der Wissenschaft, der Bildung oder an Elon Musks Einmischung in die Politik.
«Hände weg von der Demokratie»: Landesweite Proteste gegen Trump
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Bild 1 von 7. Die Drohnenaufnahme zeigt die Menschenmenge, die sich in Salt Lake City, Utah, versammelt hat. Bildquelle: Reuters / Jim Urquhart.
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Bild 2 von 7. Auch in Washington beim George-Washington-Monument versammelten sich Tausende, um gegen Trumps Politik zu demonstrieren. Bildquelle: Imago / Jens Golbeck.
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Bild 3 von 7. «Hände weg von der Demokratie»: Protestierende bilden ein riesiges Schild aus Menschen in San Francisco, Kalifornien. Bildquelle: Keystone / Stephen Lam.
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Bild 4 von 7. Plakat mit der Freiheitsstatue «Lady Liberty»: «So sieht Freiheit nicht aus». Bildquelle: Keystone / John G. Mabanglo.
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Bild 5 von 7. Anspielung auf Donald Trumps Umgang mit Migranten: «Die einzige Minderheit, die Amerika zerstört, sind die Reichen.». Bildquelle: Reuters / Megan Varner.
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Bild 6 von 7. Mahnung aus der Geschichte zeigt der Mann auf seinem Plakat: «George Washington sagte dem Kongress: Keine Könige». Bildquelle: Keystone / C.J. Gunther.
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Bild 7 von 7. Auch an den Zöllen stören sich die Protestierenden: «Hör auf mit den Zöllen!». Bildquelle: Reuters / Megan Varner.
«Das Wichtigste ist jetzt, dass alle zusammenstehen gegen Trumps abscheuliche Politik», sagt Sandy aus Virginia. Sie nimmt zum ersten Mal an einer Kundgebung gegen Trump teil.
Wie viele andere sei sie bisher zu überwältigt gewesen von all den Massnahmen. Trumps Zollpolitik habe sie zum ersten Mal auf die Strasse getrieben. «Mein Mann und ich sind beide Ende 60 und pensionierte Berufsfeuerwehrleute. Innerhalb von zwei Tagen haben wir fast unsere gesamte Altersvorsorge verloren, weil die Börse als Reaktion auf die Zollpolitik eingebrochen ist», sagt Sandy. Sie sei deshalb gezwungen, wieder arbeiten zu gehen.
Sandy hat Trump nicht gewählt, auch Penny aus North Carolina nicht. Sie beobachte, dass moderate Wähler und Wählerinnen von Trump allmählich realisierten, dass dieser Dinge tue, wofür sie ihn nicht gewählt hätten. Genau diese Menschen will Penny ansprechen. Darum macht sie sich mit der Botschaft auf ihrem Plakat stark für Park-Rangers. Sie fordert Präsident Trump auf, seine Finger von den Nationalparks zu lassen, die der Stolz aller Amerikaner und Amerikanerinnen seien.
Menschen erwachen langsam
Penny und ihr Mann Ron sind beide Veteranen, die aus der Kleinstadt New Bern in North Carolina nach Washington gereist sind. Auch Ron hat sich mit seiner Botschaft «Hände weg vom Departement für Veteranen» bewusst für ein Thema entschieden, dass nicht nur ihn, sondern auch die Trump-Wählerschaft bewege.
Die Menschen würden langsam erwachen, ist sich das Paar einig. Das beobachtet auch eine andere Amerikanerin mittleren Alters, die ihren Namen nicht nennen möchte. Sie sei in den letzten zwei Monaten unermüdlich im Einsatz gewesen in einem Vorort von Washington, erzählt sie. Sie sei von Tür zu Tür gegangen, habe versucht, die Menschen aufzurütteln und sie sei begeistert, dass sich jetzt etwas bewege:
«Der Widerstand muss von ganz normalen Menschen kommen. Die Institutionen sind so bedroht, dass wir uns nicht nur auf sie alleine verlassen können. Es muss ein andauernder, ziviler Massenprotest werden. Wir müssen uns wirklich anstrengen, damit wir das alles auf die Reihe kriegen - aber das werden wir», sagt die Frau.
Widerstand wächst
Diese erste grössere und vor allem koordinierte Protestaktion seit dem Amtsantritt von Donald Trump sei nun ein erster Schritt: «Wir brauchen ein bisschen Zeit. Aber für mich ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Wichtig war, dass sich nationale Organisationen zusammengetan haben. Ich glaube, wir waren eine Zeit lang wie erstarrt, aber ich denke, die Menschen erwachen und es werden immer mehr», sagt die Amerikanerin.
Die landesweiten Protestaktionen waren sicher ein erstes grösseres Zeichen, auch wenn man noch nicht von einer Massenbewegung gegen die Regierung von Donald Trump sprechen kann.