- Zehntausende haben in den USA erneut friedlich gegen Rassismus, Diskriminierung und Polizeigewalt demonstriert.
- In Philadelphia, New York, Washington, Atlanta und weiteren Städten gingen die Menschen in ausgelassener Stimmung auf die Strasse.
- Sie forderten Gerechtigkeit für den Afroamerikaner George Floyd, der vor knapp zwei Wochen bei einem brutalen Polizeieinsatz getötet worden war.
Allein in Philadelphia waren örtlichen Medienberichten zufolge Zehntausende auf der Strasse. In der Hauptstadt Washington demonstrierten am Samstag Tausende Menschen unter anderem vor dem Weissen Haus, dem Kapitol und am Lincoln Memorial.
Verbarrikadierte Regierungszentrale
In der Umgebung der verbarrikadierten Regierungszentrale hielten Demonstranten Schilder mit Aufschriften wie «Kein Frieden ohne Gerechtigkeit», «Stoppt Rassismus jetzt» oder «Ich kann nicht atmen» in die Höhe – letzteres hatte Floyd mehrfach verzweifelt gesagt, als ihm ein weisser Polizist sein Knie in den Nacken drückte. Es gab auch mehrere Plakate mit der Aufschrift «Weisses Schweigen ist Gewalt».
Polizeichef Peter Newsham erklärte im Vorfeld, die Proteste könnten zu den grössten zählen, die er bislang gesehen habe.
Anziehungspunkt: «Black Lives Matter»-Platz
Ein Magnet der Demonstrationen war eine erst am Freitag zum «Black Lives Matter»-Platz benannte Kreuzung vor dem Weissen Haus. Auf einer dorthin führenden Strasse prangte in riesigen gelben Buchstaben geschrieben ebenfalls das Motto «Black Lives Matter» – auf Deutsch in etwa: «Schwarze Leben zählen».
In Raeford im Bundesstaat North Carolina – in der Nähe von Floyds Geburtsort Fayetteville – fand am Samstag eine Gedenkveranstaltung statt. Viele Menschen erwiesen dem in einem goldfarbenen Sarg aufgebahrten Floyd ihre letzte Ehre. Er soll am Dienstag im texanischen Houston beerdigt werden, wo er aufgewachsen war.
Gegen «systematischen Rassismus»
Washington wiederum hat sich zu einem Zentrum der Proteste entwickelt – auch weil sich ein Teil der Wut gegen US-Präsident Donald Trump richtet. Trump hat Floyds Tod am 25. Mai mehrfach verurteilt und das Recht auf friedliche Proteste betont. Ihm wird jedoch vorgeworfen, sich nicht klar gegen Rassismus zu positionieren und kaum Verständnis zu zeigen für den Zorn über Diskriminierung und Ungerechtigkeit im Land.
Ganz anders der designierte Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Joe Biden: Er sprach den Demonstranten seine Unterstützung aus und versprach ihnen, sich künftig für Polizeireformen und gegen Rassismus zu engagieren.
Es brauche «längst fällige konkrete Massnahmen», um dem «systematischen Rassismus» in den USA ein Ende zu bereiten, forderte Biden in der «Los Angeles Times».
Bidens Forderung an den Kongress
Biden versprach, als Präsident in seinen ersten 100 Tagen im Amt eine Kommission für Polizeireformen einzusetzen. Zudem solle der Kongress schon jetzt handeln und umstrittene Polizeimethoden wie Würgegriffe bei Festnahmen verbieten.
George Floyd dürfe nicht nur einfach ein weiterer Hashtag werden, schrieb Biden auf Twitter. «Wir brauchen Gerechtigkeit und wir brauchen wirkliche Polizeireformen, um sicherzustellen, dass das nie wieder passiert.» Anstatt wie Präsident Trump das Land zu spalten und «Hass» zu schüren, werde er sich darum bemühen, die Wunden des Rassismus zu heilen, versprach Biden.