- Der frühere iranische Präsident Mohammed Chatami hat die heutige Führung des Irans vor einer weiteren Unterdrückung der seit fast drei Monaten andauernden Proteste gewarnt.
- Er fordert von der Regierung Irans, dass sie die Leute ernst nehmen und ihnen entgegenkommen sollen.
- Chatami war Präsident zwischen 1997 und 2005.
«Man sollte Sicherheit nicht als Vorwand nehmen, um Freiheit zu unterdrücken», wurde der islamische Geistliche von der Tageszeitung «Shargh» zitiert. Chatami mahnte, die Forderungen der Protestbewegung ernst zu nehmen.
Sie fordere mit dem «schönen Slogan: Frau, Leben, Freiheit» eine bessere Zukunft. Die Politik sollte ihr die Hand reichen, «bevor es zu spät ist».
Demonstrierende wollen einen Machtwechsel
Beobachtern zufolge könnte Chatami eine wichtige Vermittlerrolle in der festgefahrenen politischen Situation einnehmen. Dennoch lehnen viele Menschen, die seit Wochen im Land auf die Strassen gehen, auch Positionen der Reformpolitiker ab. Ein Grossteil der Demonstranten und Demonstrantinnen hält Reformen für unmöglich und fordert einen Machtwechsel.
Auch Chatami wird insbesondere von jungen Anhängerinnen der Protestbewegung als «Mann des Systems» abgelehnt. Der Ex-Präsident befürwortet als islamischer Kleriker den Kopftuchzwang. Mitte November hatte er Forderungen nach einem politischen Systemwandel zurückgewiesen.
Auslöser der derzeitigen Proteste im Iran war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini Mitte September. Sie starb in Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Verstosses gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verhaftet worden war.