- Wieder sind mehrere Zehntausend Personen in der belarussischen Hauptstadt Minsk auf die Strasse gegangen.
- Uniformierte haben bei der sechsten Sonntagsdemonstration in Folge mit der Festnahme von Gegnern des Präsidenten Alexander Lukaschenko begonnen.
- Die Einsatzkräfte fassten im Zentrum der Hauptstadt Minsk viele friedliche Demonstranten und zwängten sie in Gefangenentransporter.
Trotz des Aufmarschs von Soldaten in Kampfuniform und mit Sturmgewehren haben Zehntausende in Belarus den sechsten Sonntag in Serie den Rücktritt von Staatschef Alexander Lukaschenko gefordert. «Lukaschenko, uchodi!» – zu Deutsch: «Hau ab!» – skandierte der Protestzug in der Hauptstadt Minsk. Beobachter sprachen von mehr als 50 000 Teilnehmern – das sind weniger als zuletzt.
Festnahmen schon am Samstag
Der 66-jährige Lukaschenko hatte gefordert, härter gegen seine Kritiker vorzugehen. Allein beim Frauenprotest am Samstag gab es die Rekordzahl von mehr als 400 Festnahmen bei dieser regelmässigen Aktion.
Auch in anderen Städten kam es zu Protesten, darunter in Brest, Grodno, Gomel, Witebsk und Chodino. Auf Fotos und Videos im Nachrichtenkanal Telegram, über den die Proteste organisiert werden, waren brutale Festnahmen zu sehen.
«Es lohnt sich, um die Freiheit zu kämpfen. Habt keine Angst, frei zu sein!», liess die inhaftierte Oppositionsführerin Maria Kolesnikowa mitteilen. Sie hatte die Proteste gegen Lukaschenko mit angeführt, bevor sie vor zwei Wochen entführt worden war und dann in Haft kam.
Es lohnt sich, um die Freiheit zu kämpfen. Habt keine Angst, frei zu sein!
Der 38-Jährigen drohen bis zu fünf Jahre Haft wegen Gefährdung der nationalen Sicherheit. Kolesnikowa wies dies als absurd zurück. Sie meinte aber, dass sie nichts bereue und alles wieder so tun würde.
Seit der Präsidentenwahl am 9. August kommt es in Belarus täglich zu Protesten. Lukaschenko hatte sich mit 80.1 Prozent der Stimmen nach 26 Jahren im Amt zum Wahlsieger erklären lassen. Die Opposition hält dagegen Tichanowskaja für die wahre Siegerin.