- Laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax demonstrierten rund 150'000 Regierungsgegnerinnen und -gegner auf den Strassen der Hauptstadt Minsk.
- Sie hatten zum sogenannten «Marsch der Helden» aufgerufen. Dieser ist unter anderem der Oppositionellen Maria Kolesnikowa gewidmet, die diese Woche festgenommen wurde.
- Es ist die fünfte Sonntags-Demonstration seit der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Alexander Lukaschenko.
- Mehr als 400 Menschen seien allein in Minsk festgenommen worden, teilt das Innenministerium mit.
Die Menschen seien wegen Teilnahme an einer nicht genehmigten Massenveranstaltung und wegen des Tragens unerlaubter Symbole in Gewahrsam gekommen, so das Innenministerium. Neben Minsk gab es auch in anderen Städten des Landes Proteste, darunter in Witebsk und in Grodno.
Viele Menschen trugen die historische weiss-rot-weisse Flagge von Belarus, die zu einem Wahrzeichen der Demokratiebewegung geworden ist. In Minsk bezog ein Grossaufgebot von Polizei und Armee Stellung.
Stacheldraht und abgeschaltetes Internet
Das mobile Internet wurde abgeschaltet, damit sich die Protestierenden nicht über die Demonstrationsroute verständigen konnten. Metrostationen und Unterführungen waren gesperrt. Der Platz der Unabhängigkeit war von Uniformierten umstellt und mit Metallgittern abgeriegelt, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Am Palast der Republik im Stadtzentrum zogen Uniformierte auch Stacheldraht an den Metallgittern auf.
In vielen Seitenstrassen standen Gefangenentransporter und Sicherheitskräfte. Bei der fünften grossen Sonntagsdemonstration seit der umstrittenen Präsidentenwahl am 9. August glich die Hauptstadt der Ex-Sowjetrepublik einer Festung.
Härteres Durchgreifen verordnet
Seit der Wahl vor mehr als einem Monat kommt es täglich im ganzen Land zu Protestaktionen. Der 66-jährige Lukaschenko hatte zuletzt die Spitze des Sicherheitsapparats ausgewechselt und ein härteres Durchgreifen gegen die Demonstranten gefordert.