- Zehntausende Menschen haben am Freitagabend in verschiedenen Städten Rumäniens gegen Korruption und die sozialliberale Regierung demonstriert.
- Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei sollen über 400 Menschen verletzt worden sein.
- Zur Protestaktion aufgerufen hatten rumänische Gastarbeiter, die ihren Urlaub in der Heimat verbringen und sich über soziale Netzwerke abgesprochen hatten.
Bei Auseinandersetzungen von Polizei und Demonstranten am Rande von massiven Protesten gegen Rumäniens Regierung sind in Bukarest mehrere hundert Menschen verletzt worden.
Präsident kritisiert Polizei wegen «brutalem Einsatz»
Die Agentur Agerpres berichtet am Samstagmorgen von 440 Verletzten – unter ihnen 24 Polizisten. Am Rande der Demonstration in der Hauptstadt habe es zahlreiche Zusammenstösse gegeben, hiess es weiter.
Vor dem Regierungssitz setzte die Polizei Tränengas gegen die Demonstranten ein. Mehrere Personen wurden festgenommen. Ein Dutzend Polizisten sei durch Stein- und Flaschenwürfe verletzt worden. Rumäniens Präsident Klaus Iohannis warf der Polizei einen «brutalen Einsatz» vor.
Zehntausende auf den Beinen
Zehntausende Menschen hatten am am Freitagabend in verschiedenen Städten Rumäniens gegen die sozialliberale Regierung demonstriert. Allein in Bukarest gingen nach Angaben der Nachrichtenagentur Mediafax mindestens 20'000 Menschen auf die Strasse. Landesweit sollen es bis zu 50'000 Demonstranten gewesen sein.
Die Protestierenden brachten ihren Unmut über die aus ihrer Sicht von der Regierung geförderte Korruption zum Ausdruck. Vor dem Regierungssitz setzte die Polizei Tränengas gegen die Demonstranten ein.
Österreichisches Fernsehteam angegriffen
Auch ein Team des ORF wurde während der Ausschreitungen von der Polizei attackiert. Ein Interview für die «ZIB 24» musste abgebrochen werden, weil die Polizei die Strasse stürmte, um gegen gewaltbereite Protestierende in unmittelbarer Nähe vorzugehen. Auch ein Kameramann des Fernsehteams wurde von der Polizei daraufhin mit Schlagstöcken verprügelt.
Zu den Demonstrationen aufgerufen hatten rumänische Gastarbeiter, die ihren Urlaub in der Heimat verbringen und sich über soziale Netzwerke abgesprochen hatten.
Die Proteste gegen die von den Sozialdemokraten geführte Regierung dauern seit Monaten an. Kritiker werfen ihr vor zu versuchen, beständig die Gesetze zur Bekämpfung der Korruption aufzuweichen und die Arbeit der Strafbehörden zu behindern.
Korrupte Politiker
Anfang Juli war die angesehene Sonderstaatsanwältin Laura Kövesi auf Betreiben der Regierung entlassen worden. Sie hatte zahlreiche Politiker der Korruption überführt und ins Gefängnis gebracht.
Der mächtige PSD-Chef Liviu Dragnea, als dessen Marionette Dancila gilt, kann derzeit nicht Ministerpräsident werden, weil er wegen Wahlmanipulationen vorbestraft ist. Er ist zudem in erster Instanz wegen Anstiftung zum Amtsmissbrauch verurteilt worden.