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Warum lassen sich Muslime von Koranverbrennungen provozieren?
Aus SRF 4 News aktuell vom 02.08.2023. Bild: Reuters/Khalid al-Mousily
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Provokation aus dem Westen «Die Muslime fühlen sich durch Koranverbrennungen erniedrigt»

Die Koranverbrennungen in Schweden und Dänemark lösen in der islamischen Welt viel Wut aus. Weshalb das so ist, weiss der Islamwissenschaftler Amir Dziri von der Universität Freiburg.

Amir Dziri

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Amir Dziri ist Professor für Islamische Studien und Co-Direktor des Schweizerischen Zentrums für Islam und Gesellschaft in Freiburg. Der Deutsche hat tunesische Wurzeln.

SRF News: Warum sorgen Koranverbrennungen für so viel Ärger in der muslimischen Welt?

Amir Dziri: Einerseits werden die religiösen Gefühle verletzt, wenn religiöse Gegenstände bewusst geschändet werden. Es geht aber auch um ein politisch-kulturelles Gefühl, in der Moderne keinen Platz zu finden und immer wieder erniedrigt zu werden. Dies passiert auch vor dem Hintergrund, dass dem Westen in vielen muslimischen Ländern Neokolonialismus vorgeworfen wird.

Koranverbrennung am Montag in Stockholm

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Zuletzt verbrannten zwei Männer am Montag vor dem schwedischen Parlament eine Ausgabe des Korans. Sie traten die Heilige Schrift der Muslime zunächst mit Füssen und zündeten sie dann an. Dabei hätten sie auch Bilder muslimischer Führer getreten.

Bei einem von ihnen soll es sich um Salwan Momika handeln, der schon früher mit ähnlichen Provokationen aufgefallen war. Laut Medienberichten ist er ein irakischer Christ, der seit 2019 in Schweden lebt.

Vor gut zehn Tagen hatte er zusammen mit dem anderen Mann schon vor der irakischen Botschaft in Stockholm eine Koranausgabe in Brand gesetzt, woraufhin es in mehreren muslimischen Ländern zu heftigen Protesten kam. In Irak stürmte ein Mob die schwedische Botschaft. Die Regierung verwies die schwedische Botschafterin des Landes.

Weshalb lassen sich einige Muslime immer wieder aufs Neue von solchen Koranverbrennungen provozieren?

Immerhin: Die Reaktionen in der muslimischen Welt sind heute sicher viel gedämpfter als bei den ersten Koranverbrennungen 2005. Inzwischen geht es bei den Koranverbrennungen um gezielte Provokationen und eine politische Instrumentalisierung durch bestimmte politische Kräfte in Europa und anderswo.

Bei den heftigen Reaktionen in Irak oder Iran spielen auch innenpolitische Gründe eine wichtige Rolle.

Dieses Spiel von Provokationen ist also berechenbarer geworden, entsprechend sind die Reaktionen vielerorts weniger scharf als damals. In jenen Ländern, wo die Reaktionen nach wie vor sehr heftig sind – wie in Iran oder Irak – spielen dafür auch innenpolitische Gründe eine wichtige Rolle. Dortige islamistische Akteure wollen daraus einen Gewinn schlagen.

Wieso lassen sich Musliminnen und Muslime überhaupt noch von Koranverbrennungen provozieren?

In der Tat denken viele Musliminnen und Muslime darüber nach, wie sie darauf reagieren sollen. Manche befürchten aber, dass die Provokationen noch stärker werden, wenn sie nichts tun. Deshalb ist Nicht-Reagieren auch nicht wirklich ein für sie gangbarer Weg. Das macht es schwierig, einen geeigneten Umgang mit solchen Aktionen zu finden.

Es muss aufgezeigt werden, dass sich durch die Koranverbrennungen viele Musliminnen und Muslime tief verletzt fühlen.

Wie würde ein solcher denn aussehen?

Es ist wichtig, einerseits die Hintergründe der Provokationen transparent zu machen und andererseits zu Respekt gegenüber Religionen aufzurufen. Die komplexe politische Situation hinter den Koranverbrennungen sollte aufgezeigt werden, damit man den immer neuen Provokationen nicht mehr länger auf den Leim geht. Auf der anderen Seite muss auch aufgezeigt werden, dass sich durch die Koranverbrennungen viele Musliminnen und Muslime tief verletzt fühlen und sich dies in eine jahrzehntelange Erniedrigung der islamischen Welt einreiht. Das sollte in einer zivilen Form – aber durchaus mit einem gewissen Nachdruck geschehen.

Das Gespräch führte Corinna Heinzmann.

Video
Archiv: Kritik an Schweden wegen Verunglimpfung des Korans
Aus Tagesschau vom 22.07.2023.
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SRF 4 News, 2.8.2023, 06:10 Uhr ; 

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