Worum geht es? In Stockholm hatte ein Rechtsextremer ein Exemplar des Korans – der heiligen Schrift des Islams – vor der türkischen Botschaft verbrannt. Der türkische Staatspräsident Erdogan will deshalb zurzeit nicht, dass Schweden der Nato beitritt. An einer Kabinettssitzung in Ankara sagte er, an Schweden gerichtet: «Solange Du und Deine Sicherheitskräfte zulassen, dass mein heiliges Buch, der Koran, verbrannt und zerrissen wird, stimmen wir Eurem Nato-Beitritt nicht zu.»
Paludan versucht, muslimische Kreise gegen sich aufzuwiegeln, um zu beweisen, dass sie gegenüber der Meinungsfreiheit nicht tolerant sind.
Wurde die Verbrennung des Korans vor der türkischen Botschaft in Stockholm von Russland organisiert? Es gebe zwar Hinweise darauf, dass die Personen, die diese Koran-Verbrennung organisiert haben, mit Russland in Kontakt stünden, sagt SRF-Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann, aber stichhaltige Beweise dafür gebe es keine. «Es ist auch die Frage, ob russische Behörden überhaupt Zeit hätten, so etwas in Schweden zu organisieren. Die sind zurzeit mit der Ukraine beschäftigt.»
Was waren die Ziele des Rechtsextremisten, der den Koran verbrannt hat? Der Mann heisst Rasmus Paludan und ist ein bekannter Rechtsextremist. Er ist schwedisch-dänischer Doppelbürger und wäre 2019 fast ins Parlament in Kopenhagen gewählt worden. Kaufmann sagt dazu: «Paludan macht immer wieder solche Aktionen, um zu beweisen – wie er sagt – dass ihm viel an der Meinungsfreiheit liegt. Er versucht, muslimische Kreise gegen sich aufzuwiegeln, um zu beweisen, dass sie gegenüber der Meinungsfreiheit nicht tolerant sind.»
Wer hat die Koran-Verbrennung in Auftrag gegeben? Die polizeiliche Bewilligung für die Verbrennung des Korans vor der türkischen Botschaft in Stockholm hat Chang Frick eingeholt. Frick ist ein rechter schwedischer Online-Publizist, der früher für den russischen Staatssender Russia Today gearbeitet hat und Mitglied der Schwedendemokraten war. Er sei mit einer Russin liiert, so Kaufmann. Frick habe Rasmus Paludan angestiftet, den Koran zu verbrennen.
Wie ist die Haltung der schwedischen Regierung? «Die schwedische Regierung hofft, dass nach den Wahlen in der Türkei im Mai die türkische Regierung kein Interesse mehr daran hat, diesen Konflikt weiterzuführen und dass die Nato-Partner Druck auf die Türkei ausüben», sagt Kaufmann. Letztlich hoffe man auf ein Machtwort der USA.