- In Sudan ist der am Montag festgenommene Premierminister Abdalla Hamdok offenbar wieder nach Hause gebracht worden. Das berichten mehrere Nachrichtenagenturen.
- Der entmachtete Hamduk soll zuvor in der Residenz des sudanesischen Militärchefs Abdel Fattah Al-Burhan festgehalten worden sein.
- General Al-Buhran hatte Anfang Woche die Auflösung der Übergangsregierung verkündet.
Premier Hamduk und seine Frau seien am Dienstagabend in ihr Haus zurückgebracht worden, gab das Büro Hamduks in einer Mitteilung auf der Facebook-Seite des Informationsministeriums in der Nacht zum Mittwoch bekannt.
Rund um das Haus des Premierministers seien Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden, schreiben die Nachrichtenagenturen, die sich auf Militärvertreter berufen. In Sudans Hauptstadt Karthum kam es zudem erneut zu Protesten. Sicherheitskräfte hätten Tränengas gegen Personen eingesetzt, die gegen den Putsch demonstriert hätten.
Militär will Macht nicht mehr teilen
Der höchste Militärvertreter im Sudan, General Abdel Fattah Al-Burhan, hatte am Montag den Sturz der zivilen Regierung verkündet – im ganzen Land wurde der Ausnahmezustand verhängt.
In einer ersten Ansprache sagte Al-Burhan zum Putsch, man habe mit diesem einen Bürgerkrieg vermeiden wollen. Mehr als einmal habe man versucht, mit den politischen Kräften eine Lösung zu finden. Nachdem dieser Dialog gescheitert sei, habe man sich zu der Machtübernahme entschlossen, so der Militärchef. Das Ziel sei es aber weiterhin, das Land zu einer demokratischen Ordnung zu führen und die Macht an eine gewählte, zivile Regierung zu übergeben.
Nach Einschätzung der Vereinten Nationen hat das Militär die Kontrolle über die Hauptstadt Khartum übernommen. Der Flughafen, Brücken und das Staatsfernsehen seien in der Hand der Streitkräfte und die Eingänge in die Stadt versperrt. Nach einem längeren Unterbruch funktionieren seit Dienstagabend Internet und Telefon wieder.
Aufruf zum zivilen Widerstand
Ein dpa-Reporter vor Ort beobachtete, dass tausende Demonstranten auf den Strassen Khartums gegen die Übernahme der Regierung durch die Armee demonstrierten. Nach Angaben von Ärzten soll es bei Protesten seit Montag mindestens zwei Tote und rund 80 Verletzte gegeben haben.
Ärzte und Mitarbeiter der Ministerien, Verwaltung und Zentralbank haben derweil zum zivilen Widerstand durch einen Generalstreik aufgerufen.
Man werde sich aus allen Krankenhäusern des Landes zurückziehen und nur noch Notfälle behandeln, kündigte der Ärzteverband Sudan Doctors Central Committee in der Nacht zum Dienstag auf seiner Facebook-Seite an. Aus den Militärspitälern werde man sich komplett zurückziehen, hiess es weiter.
Seit Monaten kommt es im Sudan immer wieder zu Protesten von Menschen, die politische und wirtschaftliche Reformen fordern. Hinweise auf einen Putsch hatten sich am frühen Montagmorgen verdichtet.