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Archiv: Militärputsch in Sudan
Aus Tagesschau vom 25.10.2021.
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Putsch im Sudan Sudanesischer Ministerpräsident ist wieder zu Hause

  • In Sudan ist der am Montag festgenommene Premierminister Abdalla Hamdok offenbar wieder nach Hause gebracht worden. Das berichten mehrere Nachrichtenagenturen.
  • Der entmachtete Hamduk soll zuvor in der Residenz des sudanesischen Militärchefs Abdel Fattah Al-Burhan festgehalten worden sein.
  • General Al-Buhran hatte Anfang Woche die Auflösung der Übergangsregierung verkündet.

Premier Hamduk und seine Frau seien am Dienstagabend in ihr Haus zurückgebracht worden, gab das Büro Hamduks in einer Mitteilung auf der Facebook-Seite des Informationsministeriums in der Nacht zum Mittwoch bekannt.

Afrikanische Union suspendiert Mitgliedschaft

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Nach dem Militärputsch hat die Afrikanische Union die Mitgliedschaft des ostafrikanischen Landes suspendiert. Die Mitgliedschaft sei mit sofortiger Wirkung auf Eis gelegt, hiess es in einer Mitteilung am Mittwoch. Das Land werde von allen Aktivitäten so lange ausgeschlossen, bis die entmachtete Übergangsregierung unter ziviler Führung wiederhergestellt sei.

Rund um das Haus des Premierministers seien Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden, schreiben die Nachrichtenagenturen, die sich auf Militärvertreter berufen. In Sudans Hauptstadt Karthum kam es zudem erneut zu Protesten. Sicherheitskräfte hätten Tränengas gegen Personen eingesetzt, die gegen den Putsch demonstriert hätten.

EU, USA fordern Treffen mit entmachtetem Regierungschef

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Nach dem Militärputsch im Sudan fordern die Botschafter Deutschlands, der EU, der USA und anderer Länder ein Treffen mit dem entmachteten Ministerpräsidenten Abdullah Hamduk.

Man erkenne Hamduk weiterhin als Regierungschef an, hiess es weiter. Man fordere die sofortige Freilassung rechtswidrig festgesetzter Minister und Vertreter der Zivilgesellschaft. 

Diese Forderung westlicher Regierungen wurde laut, nachdem sich der UNO-Sicherheitsrat am Dienstag in einer Dringlichkeitssitzung nicht auf eine gemeinsame Stellungnahme einigen konnte.

China und Russland hätten Änderungen am Entwurf gefordert, hiess es auch Sicherheitsratskreisen.

Militär will Macht nicht mehr teilen

Der höchste Militärvertreter im Sudan, General Abdel Fattah Al-Burhan, hatte am Montag den Sturz der zivilen Regierung verkündet – im ganzen Land wurde der Ausnahmezustand verhängt.

In einer ersten Ansprache sagte Al-Burhan zum Putsch, man habe mit diesem einen Bürgerkrieg vermeiden wollen. Mehr als einmal habe man versucht, mit den politischen Kräften eine Lösung zu finden. Nachdem dieser Dialog gescheitert sei, habe man sich zu der Machtübernahme entschlossen, so der Militärchef. Das Ziel sei es aber weiterhin, das Land zu einer demokratischen Ordnung zu führen und die Macht an eine gewählte, zivile Regierung zu übergeben.

Nach Einschätzung der Vereinten Nationen hat das Militär die Kontrolle über die Hauptstadt Khartum übernommen. Der Flughafen, Brücken und das Staatsfernsehen seien in der Hand der Streitkräfte und die Eingänge in die Stadt versperrt. Nach einem längeren Unterbruch funktionieren seit Dienstagabend Internet und Telefon wieder.

EDA rät von Reisen in den Sudan ab

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Das Schweizer Aussendepartement EDA hat am Dienstag seine Reisehinweise angepasst und rät von touristischen sowie nicht dringenden Reisen ins ostafrikanische Land ab. Die Lage sei laut EDA unübersichtlich und angespannt. Die Empfehlung, auf Reisen nach Sudan möglichst zu verzichten, gelte «bis zur Klärung der Lage».

Wer dennoch zwingend in den Sudan reisen muss, soll laut EDA vor und während der Reise via Medien und lokale Kontaktleute Informationen einholen und vorgängig die Sicherheitslage am Zielort abklären.

Aufruf zum zivilen Widerstand

Ein dpa-Reporter vor Ort beobachtete, dass tausende Demonstranten auf den Strassen Khartums gegen die Übernahme der Regierung durch die Armee demonstrierten. Nach Angaben von Ärzten soll es bei Protesten seit Montag mindestens zwei Tote und rund 80 Verletzte gegeben haben.

Ärzte und Mitarbeiter der Ministerien, Verwaltung und Zentralbank haben derweil zum zivilen Widerstand durch einen Generalstreik aufgerufen.

Man werde sich aus allen Krankenhäusern des Landes zurückziehen und nur noch Notfälle behandeln, kündigte der Ärzteverband Sudan Doctors Central Committee in der Nacht zum Dienstag auf seiner Facebook-Seite an. Aus den Militärspitälern werde man sich komplett zurückziehen, hiess es weiter.

Seit Monaten kommt es im Sudan immer wieder zu Protesten von Menschen, die politische und wirtschaftliche Reformen fordern. Hinweise auf einen Putsch hatten sich am frühen Montagmorgen verdichtet.

Der Sudan

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Die Republik Sudan ist mit einer Fläche von mehr als 1.8 Millionen Quadratkilometern der drittgrösste Flächenstaat des afrikanischen Kontinents. Von den 43.8 Millionen Einwohnern lebt über ein Fünftel in der Hauptstadtregion um Khartum.

Die Republik Sudan ist seit dem 1. Januar 1956 unabhängig vom Vereinigten Königreich. Seit dem Referendum vom 9. Juli 2011 ist der Südsudan vom Sudan unabhängig.

Das Land wurde fast 30 Jahre lang von Omar Al-Baschir regiert. Der Langzeit-Machthaber wurde im April 2019 durch monatelange Massenproteste und einen Militärputsch aus dem Amt getrieben. Daraufhin einigten sich das Militär und die zivile Opposition auf eine gemeinsame Übergangsregierung, die den Weg zu Wahlen ebnen sollte.

SRF 4 News, 26.10.2021, 23:30 Uhr ; 

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